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Beim Lesen beobachtet – Erkenntnisse aus einem Eye-Tracking-Labor zur Nutzung eines Versorgungsberichts in einem hypothetischen gesundheitspolitischen Entscheidungsszenario
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Published: | September 27, 2021 |
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Hintergrund/Fragestellung/Problem: Zahlreiche Versorgungsberichte werden erstellt um gesundheitspolitische Entscheidungen zu informieren. Dabei wird angenommen, dass die adressierten Entscheidungsträger*innen bestverfügbare wissenschaftliche Erkenntnisse in ihren Entscheidungsprozess einbeziehen. Viele weitere und bekannte Faktoren beeinflussen diesen Prozess. Weniger bekannt ist jedoch, wie Versorgungsberichte im gesundheitspolitischen Entscheidungskontext gelesen werden. Ziel der vorliegenden Studie ist, das Leseverhalten (zukünftiger) Entscheidungsträger*innen des Gesundheitswesens mithilfe innovativer Methoden zu explorieren
Lösungen und Lösungsvorschläge: In die computergestützte Laborstudie wurden Studierende der Medizin und Gesundheitswissenschaften sowie Praktiker*innen und Wissenschaftler*innen aus dem Gesundheitswesen einbezogen. Aufgabe war es, innerhalb eines hypothetischen Szenarios eine Option zur Verteilung finanzieller Mittel für die langzeitpflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz auszuwählen. Zur Entscheidungsunterstützung wurde ein Versorgungsbericht bereitgestellt. Währenddessen wurden Daten mittels Eye-Tracking erfasst. Weitere Daten wurden mittels Fragebogen und kurzen Interviews erhoben. Anhand der Eye-Tracking-Daten wurden ‚Heatmaps‘ und fünf Messgrößen für Leseverhalten erstellt. Die Fragebögen lieferten Informationen zur Verständlichkeit und Nützlichkeit des Versorgungsberichts aus Sicht der Studienteilnehmenden sowie über deren persönliche Merkmale. Die quantitative Auswertung umfasste eine Clusteranalyse zur Bestimmung von Lesetypen, logistische Regression und Pearson-Korrelationen. Die Interviews wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.
Insgesamt nahmen 59 Personen an der Studie teil (88% Studierende, 12% Praktiker*innen und Wissenschaftler*innen). Die Analyse der Eye-Tracking-Daten zeigte, dass die Mehrheit der Teilnehmenden die Berichtsteile gleichmäßig las, wobei der Methodenteil tendenziell weniger gelesen wurde als andere Berichtsteile. Die Tendenzen, die erste Berichtshälfte (Cluster 3; OR: 0,07) oder die Ergebnisse und weniger den Methodenteil (Cluster 4; OR: 0,08) beim Lesen zu fokussieren, gingen einher mit einer, in Referenz zum gleichmäßigen Lesen (Cluster 1), leicht höheren Tendenz „extremere“ Optionen zu wählen, d.h. die kostengünstige oder teuerste Option. Zusammenhänge zwischen Messgrößen aus Eye-Tracking und Fragebögen wurden größtenteils nicht beobachtet. Die qualitative Inhaltsanalyse ergab 29 Gründe darüber, warum einem Berichtsteil mehr oder weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Schlussfolgerung/Diskussion/Lessons Learned: Mithilfe des Eye-Trackings konnten Informationen zum Leseverhalten gewonnen werden, die über die Messungen mittels Fragebögen und Interviews hinausgehen.