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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Kontextfaktoren des subjektiven Behandlungskonzepts in der psychosomatischen Rehabilitation

Meeting Abstract

  • Anne Nau - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitionsforschung, Universitätsklinik Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Rieka von der Warth - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitionsforschung, Universitätsklinik Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Matthias Sehlbrede - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitionsforschung, Universitätsklinik Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Jürgen Bengel - Institut für Psychologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Matthias Rudolph - Mittelrhein-Klinik Bad Salzig, Boppard, Deutschland
  • Manuela Glattacker - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitionsforschung, Universitätsklinik Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf243

doi: 10.3205/21dkvf243, urn:nbn:de:0183-21dkvf2438

Published: September 27, 2021

© 2021 Nau et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Subjektive Vorstellungen bezüglich der Behandlung – sogenannte subjektive Behandlungskonzepte - sind neben subjektiven Krankheitskonzepten wichtige Aspekte der krankheitsbezogenen Selbstregulation. In Theoriemodellen sind diese patientenseitigen Vorstellungen in einen breiten biopsychosozialen Kontext eingebettet. Empirisch werden die Kontextfaktoren subjektiver Behandlungskonzepte jedoch selten untersucht.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel des Beitrags ist es, die Zusammenhänge von Kontextfaktoren mit dem subjektiven reha-bezogenen Behandlungskonzept (BK) in der psychosomatischen Rehabilitation zu untersuchen.

Methode oder Hypothese: Es wurde eine Querschnittsstudie an Rehabilitand*innen vor Beginn einer psychosomatischen Rehabilitation von April 2019 bis Januar 2020 durchgeführt. Das BK wurde anhand eines Fragebogens mit sechs Skalen erhoben. Als Kontextfaktoren wurden literaturbasiert Alter, Geschlecht, Hauptdiagnose (ICD-10-Kapitel F3 vs. F4), Erkrankungsdauer (≤2 Jahre vs. >2 Jahre) und Rehabilitationserfahrung (ja vs. nein) erhoben. Die Auswertung erfolgte im ersten Schritt explorativ mittels einfaktorieller Varianzanalysen bzw. einfacher linearer Regression für den Faktor Alter und im zweiten Schritt mehrfaktoriell mittels multipler Regressionsanalysen.

Ergebnisse: Die Stichprobe umfasste N=264 Rehabilitand*innen. 50% waren weiblich, der Altersdurchschnitt betrug m=50,4 Jahre (SD=9,8). In den bivariaten Analysen zeigten sich für Frauen signifikant höhere Werte auf den BK-Dimensionen „Erwartungen an Partizipation und Therapiegestaltung“ und „Befürchtungen“ mit jeweils kleiner Effektstärke (η²=0,02), signifikant höhere „Befürchtungen“ für Rehabilitand*innen mit einer Hauptdiagnose aus ICD-10 F3 mit mittlerer Effektstärke (η²=0,06), sowie signifikant geringere „Befürchtungen“ bei kurzer Erkrankungsdauer mit kleiner Effektstärke (η²=0,04). Unter mehrfaktorieller Perspektive zeigten sich für die BK-Dimension „Befürchtungen“ (R²=0,10) signifikante Zusammenhänge mit der Hauptdiagnose (β=-0,240, p=0,001), und der Erkrankungsdauer (β=0,163, p=0,022). Der Zusammenhang mit dem Geschlecht zeigte sich nur in den bivariaten Analysen. Für die Kontextfaktoren Alter und Therapieerfahrung zeigten sich keine signifikanten Zusammenhänge mit den Dimensionen des BK.

Diskussion: Die Ergebnisse geben erste Hinweise auf vorhandene Zusammenhänge der untersuchten Kontextfaktoren mit dem BK: Das reha-bezogene BK variiert in Abhängigkeit vom Geschlecht, der Krankheitsdauer und der Diagnose. Weiterführende Untersuchungen zu den Zusammenhängen wären wünschenswert, um zentrale Kontextfaktoren für den Bereich der psychosomatischen Rehabilitation zu identifizieren.

Praktische Implikationen: Kontextfaktoren, die auch in der ICF eine wichtige Rolle spielen, können die Selbstregulation erleichtern oder erschweren. Sie sollten ausreichend Beachtung finden.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Den Kontextfaktoren rehabilitand*innenseitiger Selbstregulation sollte verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt werden.