gms | German Medical Science

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Anforderungen an eine Plattform zur Telediagnostik und -therapie für Menschen mit neurologischen Sprachstörungen im Projekt TELL: Eine qualitative Studie

Meeting Abstract

  • Bianca Spelter - HAWK Göttingen – Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit, Gesundheitscampus Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • Lara Diehlmann - Katholische Hochschule Mainz, Fachbereich Gesundheit und Pflege, Mainz, Deutschland
  • Sabine Corsten - Katholische Hochschule Mainz, Fachbereich Gesundheit und Pflege, Mainz, Deutschland
  • Juliane Leinweber - HAWK Göttingen – Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit, Gesundheitscampus Göttingen, Göttingen, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf242

doi: 10.3205/21dkvf242, urn:nbn:de:0183-21dkvf2427

Published: September 27, 2021

© 2021 Spelter et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Teletherapie kann nicht nur in Krisenzeiten einen wichtigen Baustein der logopädischen Versorgung darstellen, sondern generell den Zugang zur Intervention erleichtern, die Therapiefrequenz erhöhen und Kosten reduzieren (Keck & Doarn [1]). Menschen mit neurogenen Sprachstörungen (Aphasie) können von Teletherapie in gleichem Maße profitieren wie von Präsenztherapie (Cordes et al. [2]). Die Techniknutzung stellt für sie allerdings eine Herausforderung dar (Menger et al. [3]). Daher wird im Projekt TELL eine Plattform spezifisch für Einzel- und Gruppentherapien mit Menschen mit Aphasie entwickelt, die auch ein Diagnostik- und Managementtool umfasst. Bisher werden nur wenige spezifische Voraussetzungen für digitale Lösungen für Menschen mit Aphasie beschrieben, z.B. die Nutzung leichter Sprache.

Fragestellung und Zielsetzung: Welche Anforderungen formulieren zukünftige Anwender*innen an eine Plattform für Telediagnostik und -therapie für Menschen mit Aphasie?

Methode: Über ein Videokonferenzsystem wurde je eine Fokusgruppe mit Menschen mit chronischer Aphasie (n=4) bzw. Logopäd*innen (n=5) durchgeführt. Es wurde jeweils ein semi-strukturierter Leitfaden eingesetzt, der um eine teilnehmende Beobachtung ergänzt wurde. Die Auswertung erfolgte in Anlehnung an die strukturierte qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring [4].

Ergebnisse: Die Anforderungen umfassen die Bereiche Vorbereitung (z.B. Erklärvideos), Technik (z.B. Einloggmöglichkeiten, Hardware-Eigenschaften), Design (z.B. Icongestaltung) und Implementierung (z.B. Kosten). Zusätzlich wurden Anforderungen für die geplante Therapie und Diagnostik sowie das Therapiemanagement spezifiziert, die u.a. Hilfestellungen oder Terminplanungen betreffen.

Diskussion: Die bekannten Anforderungen an eine Interventionsplattform konnten deutlich erweitert und konkretisiert werden. Im Sinne des User-Centered-Designs werden die zukünftigen Anwender*innen durch Workshops in den weiteren Entwicklungsprozess iterativ eingebunden.

Praktische Implikationen: Der detaillierte Anforderungskatalog ermöglicht eine zielgruppenspezifische Entwicklung und lässt eine barrierefreie Nutzung erwarten.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Partizipative Forschung im Bereich Telerehabilitation mit zukünftigen Anwender*innen kann wesentlich zur zielgruppenspezifischen Anpassung der technischen Lösung beitragen.


Literatur

1.
Keck CS, Doarn CR. Telehealth technology applications in speech-language pathology. Telemed J E Health. 2014 Jul;20(7):653-9. DOI: 10.1089/tmj.2013.0295 External link
2.
Cordes L, Loukanova S, Forstner J. Scoping Review über die Wirksamkeit einer Screen-to-Screen-Therapie im Vergleich zu einer Face-to-Face-Therapie bei Patient*innen mit Aphasie auf die Benennleistungen. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwes. 2020 Nov;156-157:1-8. DOI: 10.1016/j.zefq.2020.08.002. Epub 2020 Oct 5 External link
3.
Menger F, Morris J, Salis C. The impact of aphasia on Internet and technology use. Disabil Rehabil. 2020 Oct;42(21):2986-96. DOI: 10.1080/09638288.2019.1580320 External link
4.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse, Grundlagen und Techniken. 11. Aufl. Berlin: Beltz Verlag; 2010.