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Einfluss der externen Qualitätssicherung auf die Sterblichkeit nach Schlaganfall
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Published: | September 27, 2021 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Zur Verbesserung der Schlaganfallergebnisse haben einige Bundesländer eine externe Qualitätssicherung (eQS) eingeführt. Hierbei dokumentieren Kliniken Versorgungsprozesse und -ergebnisse, die landesweit zusammengeführt, analysiert und in Form von Klinikvergleichen zurückgemeldet werden. Ob diese eQS wirkt, wurde bisher unzureichend beforscht. Deshalb untersucht das Innovationsfonds-Projekt „QUASCH – Ergebnisse qualitätsgesicherter Schlaganfallversorgung – Hessen im Vergleich zum übrigen Bundesgebiet“ (01VSF18041)“ die Wirkung der eQS im Hinblick auf verschiedene Ergebnisparameter.
Fragestellung und Zielsetzung: Die Analysen beantworten die Frage, ob die eQS beim Schlaganfall mit einer Reduktion der Sterblichkeit einhergeht.
Methode: Grundlage der Analysen sind AOK-Versicherte, die 2007–2017 stationär als Notfall aufgenommen und mit der Entlassdiagnose Schlaganfall (ICD G45, I60, I61, I63, I64) behandelt wurden. Verglichen werden Patienten aus Hessen (registriert bei der eQS-verantwortlichen Stelle; n=47.686) mit einer repräsentativen Stichprobe aus den übrigen Bundesländern (n=322.379, darunter n=127.301 ebenfalls unter eQS-Bedingungen behandelt). Anhand von Cox-Regressionen wird der Einfluss der unabhängigen Variablen „Behandlung unter eQS in Hessen“, „eQS im übrigen Bundesgebiet“ und „ohne eQS“ auf das Outcome „Sterblichkeit nach dem Erstereignis im Beobachtungszeitraum“ analysiert. Alter, Geschlecht, Komorbiditäten (Elixhauser), Ereignis-Zeitraum, Pflegestufe vor dem Ereignis, Schlaganfallart, sozioökonomischer Status der Herkunftsregion, und Behandlung in einer Stroke-Unit werden als Kovariate berücksichtigt.
Ergebnisse: Unter eQS in Hessen war im Vergleich zur Behandlung ohne eQS das Sterblichkeitsrisikos hochsignifikant reduziert (Hazard Ratio=HR .93; CI .92-.95), fast genauso unter eQS in den übrigen Bundesländern (HR .96; CI .95-.97). Noch stärker reduzierte die Behandlung in einer Stroke-Unit (unabhängig von allen übrigen Faktoren) das Risiko (HR .86; CI .85-.87). Des Weiteren stieg das Sterblichkeitsrisiko hochsignifikant mit dem Alter (HR 8.35 für >89 Jahre im Vergleich zu <50.-J.), der Komorbidität (HR 2.09 bei Elixhauser >6 im Vergleich zu <3) und der Pflegestufe (HR 2.92 bei Stufe 3 im Vergleich zu ohne Pflegestufe). Geringer war es bei Frauen (HR .82) und sank im Beobachtungszeitraum (HR .89 in 2014-2017 im Vergleich zu 2007-2010).
Diskussion: Externe Qualitätssicherungsmaßnahmen sind mit einer Reduktion des Sterblichkeitsrisikos nach einem Schlaganfall assoziiert. Die Assoziation mit der eQS fällt zwar hochsignifikant, jedoch im Vergleich zur Behandlung in Stroke-Units wesentlich geringer aus.
Praktische Implikationen: Zur Reduktion der Sterblichkeit sollte die Schlaganfallversorgung vordringlich in Stroke-Units konzentriert werden. Falls dies nicht möglich ist, sollten zumindest eQS-Maßnahmen eingeführt werden. Hierbei sollten Aufwand und Nutzen abgewogen werden.
Appell für die Praxis: Auch bereits flächendeckend eingeführte qualitätssichernde Maßnahmen sollten versorgungswissenschaftlich analysiert werden, um deren Wirksamkeit unter Routinebedingungen zu prüfen.