gms | German Medical Science

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

„Es geht um Gemeinschaft und darum, den Tag mit anderen Menschen zu verbringen, um nicht alleine im Zimmer zu sitzen“: Eine explorative Studie zu teilstationären Angeboten der hospizlich-palliativen Versorgung in Deutschland

Meeting Abstract

  • Hanna A. A. Röwer - Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsgruppe Palliativversorgung, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland
  • Beate Apolinarski - Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsgruppe Palliativversorgung, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland
  • Stephanie Stiel - Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsgruppe Palliativversorgung, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland
  • Nils Schneider - Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsgruppe Palliativversorgung, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland
  • Franziska A. Herbst - Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsgruppe Palliativversorgung, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf221

doi: 10.3205/21dkvf221, urn:nbn:de:0183-21dkvf2216

Published: September 27, 2021

© 2021 Röwer et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand nationaler Forschung: Die Rahmenvereinbarung nach §39a SGB V weist auf die Möglichkeit der teilstationären hospizlich-palliativen Versorgung hin. Ziel dieser Versorgung ist, Patientinnen und Patienten einen möglichst langen Verbleib in der Häuslichkeit zu ermöglichen und Angehörige zu entlasten [1]. Dafür werden seit einigen Jahren in Deutschland zunehmend mehr Tageshospize und palliativmedizinische Tageskliniken gegründet. Zur konkreten Ausgestaltung der Versorgung in diesen Einrichtungen liegen bislang wenige Erkenntnisse vor.

Zielsetzung: Die vorliegende Arbeit ist Teil des Projekts ABPATITE (G-BA Förderkennzeichen 01VSF19034), das den Bestand und Bedarf palliativmedizinischer Tageskliniken und Tageshospize in Deutschland analysiert.

Methode: In einem ersten Projektschritt wurden bestehende und in Planung befindliche Tageshospize und palliativmedizinische Tageskliniken explorativ hinsichtlich ihres Versorgungsangebotes befragt. Dazu wurden leitfadengestützte Interviews mit Einrichtungsleitungen möglichst heterogener Einrichtungen durchgeführt (06.–07.2020). Die Transkripte der Interviews wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Das Codeschema wurde aus dem Interviewleitfaden abgeleitet und induktiv angepasst.

Ergebnisse: Insgesamt wurden n=7 Interviews mit Einrichtungsleitungen von Tageshospizen (n=4) und palliativmedizinischen Tageskliniken (n=3) geführt. Eine der Einrichtungen befand sich zum Befragungszeitpunk im Aufbau, die anderen waren in Betrieb. Tageshospize beschrieben sich selbst insbesondere als psychosoziale Leistungserbringer, die zusätzlich zu therapeutisch-pflegerischer Versorgung ein Freizeitangebot sowie Austausch mit anderen Betroffenen bieten. Einrichtungsleitungen palliativmedizinischer Tageskliniken betonten ihr medizinisches Versorgungsangebot, das im häuslichen oder ambulanten Setting nicht umsetzbar wäre. Teilmobilität wird als wesentliche Voraussetzung angesehen, um die Versorgungsangebote in Anspruch nehmen zu können.

Diskussion: Mit psychosozialen Angeboten und Kontakt zu anderen Betroffenen bieten Tageshospize eine Ergänzung zur ambulanten Versorgung. Tageskliniken sollen dazu beitragen, stationäre Krankenhausaufenthalte zu vermeiden, wenn benötigte Behandlungen ambulant nicht umgesetzt werden können. Aufgrund des deutschlandweit wenig verbreiteten Angebots können Betroffene jedoch nicht immer die für sie passendste Versorgungsform wählen, sondern sind auf die an ihrem Standort verfügbaren Angebote angewiesen.

Praktische Implikationen: Um teilstationäre Angebote besser in die Regelversorgung einzubetten, scheint es sinnvoll sozialgesetzlich stärker zwischen Tageshospizen und palliativmedizinischen Tageskliniken und deren Behandlungszielen zu unterscheiden.

Appell für die Praxis in einem Satz: Tageshospize und palliativmedizinische Tageskliniken sollten als Ergänzung und nicht als Konkurrenz zu bestehenden Angeboten der hospizlich-palliativen Versorgung betrachtet werden.


Literatur

1.
Rahmenvereinbarung nach § 39a Abs. 1 Satz 4 SGB V über Art und Umfang sowie Sicherung der Qualität der stationären Hospizversorgung vom 13.03.1998, i. d. F. vom 31.03.2017.