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Welche Faktoren beeinflussen die hausärztliche Wahrnehmung und Einstellung in Bezug auf die Demenzdiagnostik und -versorgung? – Ergebnisse einer Befragung unter Allgemeinmediziner*innen in Deutschland
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Published: | September 27, 2021 |
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Hintergrund: Studien zeigen, dass die hausärztliche Demenzversorgung Mängel aufweist und beim Einsatz diagnostischer Verfahren nicht immer konsequent agiert. Bislang fehlt es an fundierten Erkenntnissen, welche Ursachen dies hat.
Fragestellung: Ziel der Studie war es, relevante Faktoren zu identifizieren, die die Einstellung und Bereitschaft zur Demenzdiagnostik und -versorgung beeinflussen. Dazu wurden Ressourcen, Haltungen und Verhaltensweisen von Hausärzt*innen in Bezug auf die Demenzdiagnostik sowie verbreitete Hausforderungen erfasst.
Methode: Im Zuge einer schriftlichen Befragung, die auf mehreren Vorstudien aufsetzt, wurden im Frühjahr 2020 insgesamt 2.266 Hausärzt*innen in Hessen und Baden-Württemberg befragt.
Ergebnisse: 81% der Befragten bieten eine Demenzdiagnostik an; 51% sind bei der Therapie eingebunden. Als verbreitete Herausforderungen werden neben diagnostischer Abklärung (77%) kommunikative und Compliance-Probleme (73%) sowie therapeutische Begleitung (71%) genannt. Zudem kommt es in der interdisziplinären Zusammenarbeit zu Schnittstellenproblemen. Ein Teil der Befragten bringt Zweifel am Wert einer Früherkennung zum Ausdruck (41%). Wie eine Regressionsanalyse zeigt, wird die hausärztliche Einstellung in Bezug auf die Demenzversorgung durch verschiedene Einflussfaktoren mitbestimmt, darunter geriatrische Kompetenzen, Selbstwirksamkeitserwartungen, die Integration des Praxispersonals sowie die Kenntnis von und Kooperation mit Hilfs- und Unterstützungsangeboten.
Diskussion: Die Studie konnte eruieren, dass die Bereitschaft von Hausärzt*innen, eine Demenzdiagnostik konsequent anzubieten und im therapeutischen Management präsent zu sein, von diversen Einflussgrößen abhängt. Die Ergebnisse fügen sich in das Gesamtbild, wonach Hausärzt*innen aufgrund von themenbezogenen und diagnostischen Unsicherheiten, geringen Wirksamkeitserwartungen sowie wahrgenommenen Risiken und Belastungen bei der Demenzdiagnostik zurückhaltend sind.
Praktische Implikationen: Im Licht der Befunde scheint es geboten, die geriatrische Kompetenz von Hausärzt*innen zu stärken. Zudem erscheint es essenziell, Allgemeinmediziner*innen stärker über Hilfsstrukturen im Bereich der Demenzversorgung aufzuklären und in diese zu integrieren. Ferner sollte das Praxispersonal in die Erkennung und Versorgung von Demenzpatienten einbezogen werden.