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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Akzeptanz und Umsetzung einer Intervention zur Infektionsprävention bei Patient*innen ohne Milz (Asplenie) – Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie

Meeting Abstract

  • Natascha Anka - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinisch Fakultät, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung (SEVERA), Freiburg, Deutschland
  • Marianne Bayrhuber - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinisch Fakultät, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung (SEVERA), Freiburg, Deutschland
  • Siegbert Rieg - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Innere Medizin II, Infektiologie, Freiburg, Deutschland
  • Johannes Camp - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Innere Medizin II, Infektiologie, Freiburg, Deutschland
  • Erik Farin-Glattacker - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinisch Fakultät, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung (SEVERA), Freiburg, Deutschland
  • Manuela Glattacker - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinisch Fakultät, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung (SEVERA), Freiburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf204

doi: 10.3205/21dkvf204, urn:nbn:de:0183-21dkvf2049

Published: September 27, 2021

© 2021 Anka et al.
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Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Patient*innen ohne Milz(-funktion) haben ein erhöhtes Risiko für potentiell lebensbedrohlich verlaufende Infektionen wie z.B. eine Sepsis, die durch Präventionsmaßnahmen (Impfungen, Stand-by-Antibiotika und Notfallausweis) weitgehend vermeidbar wären. In der Versorgungspraxis werden diese Maßnahmen jedoch unzureichend umgesetzt. Im Rahmen der PräPPS-Studie [1] wurde eine gesundheitspsychologisch fundierte Intervention zur Steigerung der Adhärenz an die empfohlenen Präventionsmaßnahmen für Asplenie-Patient*innen und deren Ärzt*innen entwickelt. Die Intervention erfolgt in Form einer individuellen Telefonschulung durch eine*n qualifiziere*n Studienärzt*in und umfasst die evidenzbasierte Aufklärung sowie die individuelle Handlungsplanung der Präventionsmaßnahmen.

Fragestellung: In diesem Beitrag werden Ergebnisse zur patient*innenseitigen Akzeptanz der Schulung(-sinhalte) sowie zu deren Umsetzung und möglichen Implementationsbarrieren vorgestellt.

Methode: Es wurden N=25 Patient*innen mittels leitfadengestützter, ca. halbstündiger telefonischer Einzelinterviews befragt. Die audiodokumentierten Interviews wurden wörtlich transkribiert und anhand des inhaltsanalytischen Verfahrens nach Kuckartz (2018) mithilfe der Analysesoftware MAXQDA ausgewertet.

Ergebnisse: Die Befragten bewerteten die Schulung als positiv, leicht verständlich, nützlich und persönlich relevant. Die meisten Patient*innen erlangten erst durch die Telefonschulung Kenntnis über die Infektionsrisiken und die empfohlenen Präventionsmaßnahmen. Die Umsetzung der Maßnahmen im Anschluss an die Schulung erfolgte den Befragten zufolge weitestgehend vollständig und zeitnah. Die Mehrheit der Befragten führte die gelungene Umsetzung auf die erhaltene Information sowie die Unterstützung durch deren Ärzt*innen zurück, wobei einige Patient*innen angaben, dass sie diese Unterstützung aktiv einforderten. Barrieren waren vorrangig struktureller Art wie z.B. Lieferengpässe eines Impfstoffes.

Diskussion: Die vorliegenden Ergebnisse stellen das in der Literatur berichtete unzureichende patient*innenseitige Wissen über aspleniespezifische Präventionsmaßnahmen als eine Hauptbarriere für deren bisher mangelhafte Umsetzung heraus. Eine an Patient*innen und deren Ärzt*innen gerichtete Intervention wurde von den Befragten gut angenommen und half, bestehende Wissenslücken zu kompensieren und die selbstberichtete Adhärenz der Befragten zu verbessern.

Praktische Implikationen: Die Intervention soll auf der Website http://www.asplenie-net.org/ öffentlich zur Verfügung gestellt werden, um einen breiten Zugang zu ermöglichen.

Appell für die Wissenschaft und Praxis: Ergänzend zur qualitativen Evaluation wird die Intervention derzeit in einem Kontrollgruppendesgin quantitativ auf deren Wirksamkeit hin überprüft. Auf Basis des Gesamtergebnisses sollen Handlungsempfehlungen für die Versorgungspraxis abgeleitet werden.


Literatur

1.
Bayrhuber M, Anka N, Camp J, Glattacker M, Farin E, Rieg S. Prevention of post-splenectomy sepsis in patients with asplenia - a study protocol of a controlled trial. BMC Infect Dis. 2020 Jan;20(1):41. DOI: 10.1186/s12879-019-4752-2 External link