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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Klinische Implikation des oralen Mikrobioms als Marker zur Früherkennung eines Pankreaskarzinoms – Illusion oder Zukunft? Ein up to date Überblick

Meeting Abstract

  • Ralph Groß - Private Universität im Fürstentum Liechtenstein (UFL), Triesen, Liechtenstein
  • Eileen Schmieder - Private Universität im Fürstentum Liechtenstein (UFL), Triesen, Liechtenstein
  • Ulrich Fetzner - Private Universität im Fürstentum Liechtenstein (UFL), Triesen, Liechtenstein; Mühlenkreiskliniken – Johannes Wesling Klinikum Minden, Minden, Deutschland
  • Berthold Gerdes - Mühlenkreiskliniken – Johannes Wesling Klinikum Minden, Minden, Deutschland
  • Christoph Säly - Private Universität im Fürstentum Liechtenstein (UFL), Triesen, Liechtenstein

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf203

doi: 10.3205/21dkvf203, urn:nbn:de:0183-21dkvf2038

Published: September 27, 2021

© 2021 Groß et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Orale Mikroorganismen können mit einer signifikanten Anzahl an Malignomentitäten in Verbindung gebracht werden. Nur 1/3 der PatientInnen, welche die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs erhalten, überleben noch ein Jahr.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel war es herauszufinden, inwieweit das orale Mikrobiom als Marker zur Früherkennung einer Pankreaskrebs-Diagnose herangezogen werden kann.

Methode oder Hypothese: Eine systematische Literaturrecherche wurde in den Datenbanken Pubmed®, LIVIVO® und Cochrane Library® im Zeitraum Januar bis April 2021 durchgeführt. Es wurde der folgende Suchalgorithmus verwendet: oral AND (microbiome OR microbiota) AND (cancer OR tumor OR neoplasm) AND pancreas. Eingeschlossen wurden Studien, die das orale Mikrobiom bei Pankreaskarzinom-PatientInnen untersuchten. Es gab keine Berücksichtigung der Studiendauer, des Alters, des Geschlechts oder der Herkunft der Studienteilnehmer.

Ergebnisse: Insgesamt erfüllten 9 Studien die Einschlusskriterien und konnten in das Review aufgenommen werden. Diese Studien zeigten eine Korrelation zwischen oraler Dysbiose und einem erhöhten Risiko für Pankreaskarzinome, d.h. eine erhöhte oder verringerte Anzahl bestimmter oraler Bakterienarten (Leptotrichia, Porphyromonas, Aggregatibacter, Neisseria, Streptococcus) war mit einem höheren Risiko für das Auftreten von Bauchspeicheldrüsenkrebs assoziiert, jedoch waren die Resultate der Studien sehr heterogen.

Diskussion: Die Identifizierung zuverlässiger Biomarker für Bauchspeicheldrüsenkrebs im Frühstadium stellt eine große Herausforderung dar, da die Überlebensrate dieser Erkrankung vernichtend ist. Es zeigt sich eine Korrelation zwischen der Diagnose Pankreaskarzinom und Veränderungen im oralen Mikrobiom.

Praktische Implikationen: Eine Fokussierung auf die Forschung im Bereich oraler, einfach zugänglicher Biomarker würde im besten Fall eine enorme Entlastung des Gesundheitssystems darstellen können. Auch darüber hinaus wären viele weitere präventive Anwendungen denkbar und sollten keine Illusion bleiben.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Rolle der oralen Mikrobiota bei der Karzinomgenese bzw. der Karzinomprogression des Pankreas differenzierter und auch kausal zu klären und es in die Krebsdiagnostik klinisch zu implizieren.