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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Mobil im Havelland: Studie zur Mobilität von Menschen ab 75 Jahren im ländlichen Raum. Studienprotokoll

Meeting Abstract

  • Christine Haeger - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland
  • Sandra Mümken - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland
  • Dagmar Dräger - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland
  • Paul Gellert - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf200

doi: 10.3205/21dkvf200, urn:nbn:de:0183-21dkvf2001

Published: September 27, 2021

© 2021 Haeger et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Mobilität, definiert als regelmäßiges, selbständiges Aufsuchen außerhäuslicher Lebensräume wie der Nachbarschaft oder dem Ort, bzw. der Stadt in der man lebt, ist wesentlicher Teil von Autonomie und Lebenszufriedenheit im Alter [1]. Mit steigendem Alter nimmt die eigenständige Mobilität kontinuierlich ab und die Lebensräume werden kleiner, was den Zugang zur Gesundheitsversorgung erschweren und alterstypische Syndrome wie das Frailty begünstigen kann [2]. Ältere Menschen sind auf eine vermehrte Inanspruchnahme ihrer individuellen Ressourcen (persönlich, sozial und umweltbezogen) für den Erhalt ihrer Mobilität angewiesen.

Gerade in ländlichen Regionen können Umweltfaktoren wie einer verringerte Angebotsdichte, schlechte Verkehrsanbindung oder weite Distanzen zusätzliche Barrieren darstellen.

Fragestellung und Zielsetzung: Fragestellung: Kann Mobilität durch einen ressourcenaktivierenden und zielorientierten präventiven Hausbesuch gesteigert werden?

Ziel der Studie ist es, die Mobilität von älteren Menschen ab 75 Jahren im Havelland in einem ersten Schritt zu untersuchen und anschließend durch eine Gesprächsintervention zu steigern. Dabei sollen bestehende Ressourcen (persönlich, sozial und umweltbezogen) aktiviert und neue Mobilitätsroutinen etabliert und dem Frailty-Syndrom vorgebeugt werden.

Methode: In die randomisierte kontrollierte Studie werden N=254 ab 75 Jahren aus der ländlich geprägten Region (Havelland) eingeschlossen. Als primärer Endpunkt wird die Mobilität über GPS/GIS erfasst und durch Bewegungstagebücher ergänzt. Zudem werden persönliche, soziale und umweltbezogene Ressourcen mittels Fragebögen erfasst und der körperliche und kognitive Status mittels Assessments (DEMMI, Mini-Coq, Frailty-Phänotyp) zu verschiedenen Messzeitpunkten (Baseline, nach 3, 6, und 12 Monaten) erhoben. Die Interventionsgruppe erhält einen Hausbesuch von Studienmitarbeitenden mit therapeutischem Hintergrund. Dabei werden in einem motivierenden Gespräch gemeinsam Ziele vereinbart und mittels einer dafür entwickelten App visualisiert. Grundlage sind dabei bestehende und ungenutzte Ressourcen auf sozialer, persönlicher und umweltbezogener Ebene.

Die Kontrollgruppe erhält Informationen zur Bewegungsförderung und Aktivitätsangebote. Im Sinne eines partizipativen Ansatzes werden ältere Menschen aus dem Havelland bereits in die Pilotphase eingebunden und sowohl Förderfaktoren als auch Barrieren können frühzeitig identifiziert werden. Zudem werden sie in die abschließende Projektevaluation eingebunden.


Literatur

1.
Nordbakke S, Schwanen T. Well-being and Mobility: A Theoretical Framework and Literature Review Focusing on Older People. Mobilities. 2014;9(1):104–29. DOI: 10.1080/17450101.2013.784542 External link
2.
Xue QL, Fried LP, Glass TA, Laffan A, Chaves PH. Life-space constriction, development of frailty, and the competing risk of mortality: the Women's Health And Aging Study I. Am J Epidemiol. 2008 Jan;167(2):240-8. DOI: 10.1093/aje/kwm270 External link