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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Nutzung von ambulanter Physiotherapie nach Knietotalendoprothese – ein systematisches Review

Meeting Abstract

  • Hannes Jacobs - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Ambulante Versorgung und Pharmakoepidemiologie, Oldenburg, Deutschland
  • Gesine Seeber - Universitätsklinik für Orthopädie & Unfallchirurgie Pius-Hospital, Medizinischer Campus Universität Oldenburg, Oldenburg, Deutschland; University of Groningen, Department of Orthopedics, University Medical Center Groningen, The Netherlands
  • Katharina Allers - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Ambulante Versorgung und Pharmakoepidemiologie, Oldenburg, Deutschland
  • Falk Hoffmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Ambulante Versorgung und Pharmakoepidemiologie, Oldenburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf179

doi: 10.3205/21dkvf179, urn:nbn:de:0183-21dkvf1797

Published: September 27, 2021

© 2021 Jacobs et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Knietotalendoprothesen (TKA) sind eine der am häufigsten durchgeführten Prozeduren und werden von klinischen Leitlinien als kosteneffektive Intervention bei Patient*innen mit fortgeschrittener Arthrose empfohlen. Trotz guter Ergebnisse nach der Operation leidet ein beträchtlicher Anteil der Patient*innen an chronischen Schmerzen und/oder Funktionseinschränkungen. Physiotherapie (PT) kann eine effektive Maßnahme sein diese Komplikationen zu verhindern. Während sie im Akutkrankenhaus (AK) oder der stationären Rehabilitation meist obligatorisch eingesetzt wird, ist die Nutzung nach Übergang in den ambulanten Sektor unklar. Daten hierzu sind rar und variieren je nach Studie und wurden zudem noch nicht systematisch aufbereitet.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Studie war es die vorhandene Literatur zusammenzufassen, welcher Anteil TKA Patient*innen nach der Entlassung aus dem AK ambulante PT erhält. Weiterhin sollten Faktoren identifiziert werden, die mit einer höheren PT-Nutzung assoziiert sind.

Methode oder Hypothese: Eine systematische Literaturrecherche in MEDLINE (via PubMed), CINAHL, Scopus und PEDro wurde im Juli 2020 ohne Sprachbegrenzung durchgeführt. Zwei Autoren sichteten unabhängig voneinander zunächst die Abstracts und dann die Volltexte, extrahierten die Daten und bewerteten die Studienqualität. Primäres Outcome war der Anteil Patient*innen, der während eines definierten Zeitraums innerhalb von 12 Monaten nach TKA mindestens eine Behandlung ambulante PT (land- oder wasserbasiert und von einem/einer qualifizierten Physiotherapeut*innen angeleitet/durchgeführt) erhielt.

Ergebnisse: Von den insgesamt 1.934 gesichteten Abstracts und 56 Volltextartikel wurden 5 Studien eingeschlossen. Der Anteil der PT-Nutzung lag zwischen 17% und 85%. Große Heterogenität bestand hinsichtlich der Zeiträume nach der Entlassung aus dem AK (4 Wochen bis 12 Monate) und der Definition von PT. Weibliches Geschlecht war mit einer höheren PT-Nutzung assoziiert und im Vergleich zu Patient*innen nach einer totalen Hüftendoprothese war die Nutzung bei Patient*innen nach TKA höher.

Diskussion: Trotz umfangreicher Suchstrategie konnten lediglich 5 Studien identifiziert werden, in denen die Nutzung ambulanter PT durch TKA-Patient*innen nach Entlassung aus dem AK evaluiert wurde. Die Heterogenität sowohl der Zeiträume nach Entlassung aus dem Akutkrankenhaus als auch der darin ermittelte Anteil von Patient*innen mit ambulanter PT-Nutzung, könnten zu einem Teil durch die unterschiedlichen Rehabilitationswege der jeweiligen Länder nach TKA erklärt werden.

Praktische Implikationen: Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über die veröffentlichten Daten zur ambulanten PT-Nutzung nach TKA. Da sich die Evidenz zur Wirksamkeit zwischen den Ländern nicht unterscheidet, können zukünftige Studien auch die Grundlage für die Implementierung einer evidenzbasierten Versorgung in den jeweiligen Ländern sein.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Mehr Studien aus verschiedenen Ländern mit einheitlicher PT-Definition sind erforderlich, um diese Public Health relevante Frage zu beantworten.