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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Entwicklung eines Instruments zur appgestützten Begutachtung der Versorgungssituation bei der Durchführung der Pflegeberatungsbesuche nach § 37.3 SGB XI – Ergebnisse einer Expertenbefragung zu Nutzerbedürfnissen und -präferenzen

Meeting Abstract

  • Alexander Gabber - Lehrstuhl für Rehabilitationswissenschaftliche Gerontologie, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Sonja Heidenblut - Lehrstuhl für Rehabilitationswissenschaftliche Gerontologie, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Tim Laguardia - Lehrstuhl für Rehabilitationswissenschaftliche Gerontologie, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Susanne Zank - Lehrstuhl für Rehabilitationswissenschaftliche Gerontologie, Universität zu Köln, Köln, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf164

doi: 10.3205/21dkvf164, urn:nbn:de:0183-21dkvf1649

Published: September 27, 2021

© 2021 Gabber et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Integration appgestützter Dokumentationssysteme bietet vielversprechende Möglichkeiten zur Optimierung und Standardisierung der Pflegeberatung. Die Entwicklung sollte dabei auf gründlichem Wissen über die Bedürfnisse der zukünftigen Nutzer*innen basieren. Empirische Forschung zur nutzerzentrierten Entwicklung von mobilen Apps für den häuslichen Pflegebereich ist allerdings immer noch sehr begrenzt.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel des Projektes ist es, die Pflegeberatung nach § 37.3 SGB XI effektiver zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund wird eine App entwickelt, die zur Begutachtung der Versorgungssituation verwendet werden soll.

Methode: Es wurde ein nutzerzentrierter Designansatz angewandt, mit dem die zukünftigen Nutzer*innen von Anfang an in den Entwicklungsprozess einbezogen werden, um sicherzustellen, dass das Instrument optimal an das Pflegeberatunsgssetting angepasst wird.

Zunächst wurden Nutzungskontexte sowie Bedürfnisse und Präferenzen an das Instrument in 16 semistrukturierten Experteninterviews erfasst und mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Die Ergebnisse der Interviews wurden anschließend in konkrete Nutzeranforderungen überführt, um sie technisch realisierbar zu machen. In regelmäßigen Expertentreffen wurde das Instrument weiter nutzergerecht angepasst.

Ergebnisse: Die Interviewten nannten folgende Punkte: eine systematische Erfassung der Beobachtung von Pflegeproblemen und Risiken, die Empfehlung von Maßnahmen auf Basis der Assessmentergebnisse, die Möglichkeit, Fälle im Verlauf darzustellen und das Erkennbarmachen kritischer Zustände in Pflegesituationen.

Die Ergebnisse der Interviews bildeten die Grundlage für Expertentreffen in denen eine konkrete Ableitung der Nutzeranforderungen erfolgte. Als Basis-Assessments wurden das NBA und BIZA-D zur Begutachtung der Pflegesituation gewählt und an das Pflegberatungssetting angepasst. Zur Unterstützung des ‚workflows‘ wurde zudem der flexible Zugriff auf einzelne Items, die Visualisierung des Zustands einer Kategorie, eine Verlaufsdarstellung sowie die Möglichkeit zur Auswahl und Verwaltung von Maßnahmen festgelegt. Informationen, die für sektorenübergreifende Akteure relevant sind, sollten über Schnittstellen und mit Einwilligung der Pflegebedürftigen übermittelbar sein.

Diskussion: Erste Schritte zur Entwicklung eines Instruments konnten durch die Anwendung nutzerzentrierten Designs erfolgreich abgeschlossen werden. Validität und Gebrauchstauglichkeit werden weiterhin im Feld evaluiert.

Praktische Implikationen: Der nutzerzentrierte Designansatz hat sich als eine sinnvolle Methode zur Erfassung und Spezifizierung von Anforderungen an ein Instrument zur appgestützten Begutachtung einer häuslichen Pflegesituation im Rahmen der Pflegeberatungsbesuche nach § 37.3 SGB XI erwiesen.

Appell für die Praxis in einem Satz: Das Verstehen von Nutzerbedürfnissen und Nutzungskontexten ist für die Entwicklung valider und praxistauglicher appgestützter Begutachtungsinstrumente in einem komplexen Setting wie der Pflegeberatung essentiell.