Article
Verantwortungsvolle Implantat-Entwicklung und -Versorgung: Wege für einen Wissenstransfer in die Praxis
Search Medline for
Authors
Published: | September 27, 2021 |
---|
Outline
Text
Hintergrund und Stand (inter-)nationaler Forschung: Technische Innovationen im Bereich der Implantat-Entwicklung stellen in der Alltagspraxis Patient*innen und deren Angehörige, Ärzt*innen, Entwickler*innen und Forschende vor eine Vielzahl ethischer Herausforderungen (z.B. im Hinblick auf den angemessenen Zeitpunkt des Abstellens eines Herzimplantats oder die Entscheidungsfindung bzgl. eines Cochlea-Implantats bei Kleinkindern). Die Frage, auf welche Weise der Umgang mit Implantat-ethischen Konflikten in der Praxis erleichtert werden kann, fand bis heute in der Forschung kaum Berücksichtigung.
Fragestellung und Zielsetzung: Dieser Beitrag [1] diskutiert mögliche Ansätze, Angebote für eine professionelle Weiterbildung zum Thema Implantat-Ethik in Deutschland für Implantat-Entwickler*innen und Anwender*innen zu entwickeln. Ziel ist es, Instrumente für eine Translation von bestehendem Wissen über ethische Prinzipien, Bedarfe der Patient*innen und Lernpräferenzen der Entwickler*innen und Anwender*innen in konkrete Lernschritte zu ermöglichen.
Methode oder Hypothese: Der Prozess der Lernmodulentwicklung im Zuge des Projekts RESPONSE basiert auf vier konsekutiven Schritten:
- 1.
- Literaturrecherche,
- 2.
- (sekundäre) Datenanalyse aus qualitativen Befragungen,
- 3.
- Umfrage zur Bedarfsanalyse
- 4.
- interdisziplinäre Validierung durch kollegialen Austausch.
Ergebnisse: Die Ergebnisse der Literaturrecherche zeigen, dass in der Forschung ethische Herausforderungen (je nach Art des Implantats) unterschiedlich intensiv berücksichtigt werden. Weiterhin adressieren Studien zu Implantat-ethischen Fragestellungen überwiegend in der Versorgung tätige Personen, obwohl es für die Bedarfe der Patient*innen ebenso bedeutsam ist, in der Entwicklung tätige Personen zu sensibilisieren. Die qualitativen Erhebungen im Rahmen des Projekts berücksichtigen zudem Perspektiven, die bislang kaum untersucht wurden.
Diskussion: Benötigt werden Lernangebote für Implantat-Entwickler*innen und Anwender*innen mit einem iterativen Charakter, die zum einen für mögliche Implantat-ethische Besonderheiten sensibilisieren und zum anderen die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel – von einem fachspezifischen zu einem die Patient*innensicht umfassenden Blickwinkel – fördern. Die Lernenden werden in die Lage versetzt, ethische Problemfelder zu identifizieren, zu benennen und Wege für deren Lösung aufzuzeigen.
Praktische Implikationen: Die Ergebnisse der verschiedenen Prozessschritte fließen in die Konzeption eines Online-Lernangebots für praktizierende Ärzt*innen und Entwickler*innen ein. Dieses wird auf einer mit allen Projektpartnern geteilten Lernplattform frei zur Verfügung gestellt.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Auch in den Bereichen der Versorgungsforschung, die von medizinischem und technischem Innovationsoptimismus einerseits und spärlicher empirischer Evidenz andererseits gekennzeichnet sind, sollte eine Auseinandersetzung mit ethischen Fragestellungen disziplin- und systemübergreifend erfolgen.