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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Effekte von schriftlichen Gesundheitsinformationen zu Nutzen und Risiken von Benzodiazepinen und Z-Substanzen – ein systematisches Review

Meeting Abstract

  • Johanna Heeg - UKE, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Christina Lindemann - UKE, Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Jörg Dirmaier - UKE, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Verthein Uwe - UKE, Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Martin Härter - UKE, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf152

doi: 10.3205/21dkvf152, urn:nbn:de:0183-21dkvf1528

Published: September 27, 2021

© 2021 Heeg et al.
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Hintergrund: Die S3-Leitlinie „Nicht-erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“ empfiehlt, dass Benzodiazepine und Z-Substanzen nicht länger als vier Wochen eingenommen werden sollen. Es besteht die Gefahr einer Toleranzentwicklung, mit kognitiven und psychomotorischen Folgen sowie einer Missbrauchs- und Abhängigkeitsentwicklung. Schätzungen zufolge gibt es um die 1,1 bis 1,4 Mio. Betroffene in Deutschland. Ein Ansatz zur Prävention ist die direkte Aufklärung Betroffener mithilfe evidenzbasierter Gesundheitsinformationen

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel des systematischen Reviews ist es zu untersuchen, welchen Effekt es hat, Nutzer*innen von Benzodiazepinen und/oder Z-Substanzen mittels Gesundheitsinformationen über Nutzen und Risiken der Einnahme der Substanzen aufzuklären.

Methode: Von Mai bis August 2021 wurde eine systematische Literaturrecherche in den elektronischen Datenbanken Medline, Web of Science, CINAHL, Psyndex, PsychInfo und Embase durchgeführt. Studien wurden eingeschlossen, wenn sie folgende Kriterien erfüllten: Randomisiert-kontrollierte Studie (RCT) oder Kontrollierte Studie (CT), Studien auf Deutsch, Englisch, Italienisch oder Spanisch und seit 2000 publiziert. Zur Sicherung der wissenschaftlichen Transparenz erfolgte eine PROSPERO-Registrierung. Studien wurden entsprechend der PRISMA-Richtline in einem mehrstufigen Screeningprozess ausgewählt und der Reviewprozess entsprechend dokumentiert. Eine Qualitätsbewertung der eingeschlossenen Studien wurde durchgeführt.

Ergebnisse: Es wurden 6.147 Studien über die Literaturrecherche identifiziert, davon wurden letztlich sieben für das Review ausgewählt. Fünf dieser Studien zeigten einen positiven Zusammenhang zwischen dem Einsatz schriftlicher Gesundheitsinformationen und der Reduktion bzw. dem kompletten Absetzen der eingenommenen Benzodiazepine/Z-Substanzen bei den Studienteilnehmer*innen, zwei Studien fanden diesbezüglich keine Zusammenhänge. Drei der Studien berichteten zudem positive Effekte auf die Anzahl der Kontaktaufnahmen der Studienteilnehmer*innen mit Behandler*innen, um die Einnahme der Benzodiazepine/Z-Substanzen zu besprechen.

Diskussion: Die vorläufigen Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass der Einsatz von schriftlichen Gesundheitsinformationen die Einnahme von Benzodiazepinen und Z-Substanzen bei Patient*innen beeinflussen sowie einen positiven Effekt auf weitere Bereiche des Gesundheitsverhaltens haben kann.

Praktische Implikationen: Durch die gute Skalierbarkeit von schriftlichen Gesundheitsinformationen, insb. auch im digitalen Kontext, könnten diese einen Teil einer Präventionsstrategie gegen die nicht leitliniengerechte Einnahme von Benzodiazepinen und/oder Z-Substanzen darstellen.

Appell für die Praxis: Schriftliche Gesundheitsinformationen für Patient*innen über Benzodiazepine und Z-Substanzen können helfen, der nicht leitliniengerechten Einnahme von Benzodiazepinen und/oder Z-Substanzen vorzubeugen oder diese zu reduzieren.