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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Postpartales Screening von Frauen mit GDM in diabetologischen Schwerpunktpraxen: Daten von 12.991 Frauen aus dem GestDiab-Register

Meeting Abstract

  • Ute Linnenkamp - Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Deutschland; Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Deutschland; Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, Oberschleißheim, Deutschland
  • Gregory Gordon Greiner - Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Deutschland; Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Deutschland; Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, Oberschleißheim, Deutschland
  • Burkhard Haastert - mediStatistica, Neuenrade, Deutschland
  • Heinke Adamczewski - winDiab GmbH, Düsseldorf, Deutschland
  • Matthias Kaltheuner - winDiab GmbH, Düsseldorf, Deutschland
  • Dietmar Weber - winDiab GmbH, Düsseldorf, Deutschland
  • Andrea Icks - Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Deutschland; Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Deutschland; Deutsches Zentrum für Diabetesforschung, Oberschleißheim, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf142

doi: 10.3205/21dkvf142, urn:nbn:de:0183-21dkvf1424

Published: September 27, 2021

© 2021 Linnenkamp et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Man schätzt, dass etwa 4% bis über 20% der Schwangeren einen Gestationsdiabetes (GDM) entwickeln. GDM ist mit teils schweren perinatalen Komplikationen für Mutter und Kind assoziiert. Zusätzlich haben betroffene Frauen im Laufe ihres Lebens ein deutlich erhöhtes Risiko einen Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) zu entwickeln. Um eine mögliche Glukosetoleranzstörung frühzeitig zu entdecken, wird ein Diabetes-Screening 6–12 Wochen postpartal empfohlen

Fragestellung und Zielsetzung: Erfassung des Anteils von Frauen mit GDM, die im bundesweiten GestDiab-Register zwischen 2015 und 2017 postpartal auf Diabetes getestet wurden.

Methode: Wir bewerteten den Anteil des postpartalen Diabetes-Screenings unter 12.991 erstauftretenden Schwangerschaften im Untersuchungszeitraum, die mit GDM einhergingen, sowie mögliche assoziierte Faktoren.

Ergebnisse: Bei insgesamt 38,2% (95% CI 32,8%–43,7%) unserer Stichprobe wurde ein postpartales Diabetes-Screening durchgeführt, unabhängig von dessen Zeitpunkt. Rund 50% dieser Frauen haben das Screening in dem empfohlenen Zeitrahmen von 6 bis 12 Wochen postpartal wahrgenommen. Wir fanden heraus, dass Frauen, die älter als 27 Jahre waren, häufiger an einem Screening teilnahmen, wobei die Unterschiede zwischen den Altersklassen über 27 Jahren gering waren. Frauen mit türkischer oder arabischer Muttersprache nahmen seltener am Screening teil. Ebenso wie Frauen mit einem höheren Nüchternblutzucker und Frauen mit einem HbA1c über 5.5% zum Zeitpunkt der Diagnose versus ≤4.9% (OR 0.80 (0.70–0.91)). Außerdem nahmen Frauen, die rauchten, seltener teil (OR 0.39 (CI 0.34–0.45)). Frauen mit einem BMI von 35 oder höher, nahmen ebenso seltener teil. Die Behandlung mit Insulin war mit einer häufigeren Teilnahme am postpartalen Screening assoziiert (OR 1.79 (1.63–1-98)), während eine GDM Diagnose in einer früheren Schwangerschaft mit einer geringeren Teilnahme assoziiert war (OR 0.85 (0.75–0.96)).

Diskussion: Mit insgesamt 38.2% in unserer Stichprobe, scheint die Screening-Rate nur moderat zu sein. Somit wurden in mehr als 60 % der Fälle Gelegenheiten verpasst, T2DM zu diagnostizieren und eine angemessene medizinische Versorgung anzubieten oder diejenigen zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko haben, in den kommenden Jahren T2DM zu entwickeln. Faktoren, die mit der Teilnahme am postpartalen Screening assoziiert sind, könnten größtenteils mit dem allgemeinen Gesundheitsbewusstsein der Frauen zusammenhängen, jedoch fehlt das Wissen über die Gründe, warum Frauen das postpartale Screening verpassen.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse tragen dazu bei, die aktuelle Situation bezüglich der Inanspruchnahme des postpartalen Diabetes-Screenings zu verstehen. Weitere Auswertungen und Projekte können langfristig dazu beitragen, die Teilnahme am postpartalen Diabetes-Screening zu verbessern.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Weitere Forschungen sollten Barrieren und begünstigende Faktoren sowohl aus Sicht der Patientinnen als auch aus Sicht der Gesundheitsdienstleister untersuchen, um einen mehrstufigen Ansatz für die postpartale GDM-Versorgung zu entwickeln.