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Bewertung eines Programms zur Integrierten Versorgung mit dem Ziel der Krankheitsfrüherkennung bei Kindern und Jugendlichen auf Basis der GKV-Abrechnungsdaten
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Published: | September 27, 2021 |
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Einleitung: Früherkennungsuntersuchungen sind besonders im Kindes- und Jugendalter wichtig. Zur Komplettierung der Regelversorgung hat die AOK Nordost (AOK) 2007 mit der pädiatriezentrierten integrierten Versorgung – AOK-Junior – ein Programm mit altersspezifische Vorsorgeangeboten entwickelt. Die vorgestellten Ergebnisse, bewerten das Programm und die einzelnen Module auf Basis der GKV-Routinedaten.
Methode: Das Programm setzt sich aktuell aus 13 Modulen zusammen. Für 7 Module zeigte sich eine ausreichende Fallzahl (Interventionsgruppe=IG, N=135-19.262) sowie Beobachtungszeitraum für spezifische Analysen zu Effekten der Früherkennung und Behandlung. Folglich wurde für die 7 Module jeweils eine Kontrollgruppe (KG) gezogen. Da die finale Datenlieferung im März 2021 erfolgte, dauern die Auswertungen an. Exemplarisch werden Ergebnisse für das Modul „Zielvereinbarung Adipositas“ berichtet. Für die IG wurden alle Modulteilnehmenden eingeschlossen und für die KG KuJ mit einer Adipositasdiagnose. Des Weiteren wurde ein Matching der IG zur KG für das Geschlecht, Alter und Bundesland im Verhältnis 1 zu 3 vorgenommen.
Ergebnisse: Im Querschnitt sind im Jahr 2019 ca. 66.500 versicherte Kinder- und Jugendliche (KuJ) im Alter zwischen 0–18 Jahren in AOK-Junior eingeschrieben, das entspricht 26,7% der Versicherten der AOK dieser Altersgruppe. In BB ist der Anteil an AOK-Junior-Teilnehmenden am höchsten (B 25,1%, MV 23,8%, BB 32,2%). Erste Auswertungen für das Modul „Zielvereinbarung Adipositas“ zeigen, dass die Prävalenz von Adipositas mit 29,3% in der KG höher ist, als in der IG (24,1%). Für die spezifische Analyse wurde ein Beobachtungszeitraum von 2017-2019 (IG N=550, KG N=1.650) herangezogen. Im Durchschnitt sind die KuJ 8 Jahre alt. Die Geschlechterverteilung ist ausgeglichen (50% männlich und weiblich). Am häufigsten wurde das Modul in B genutzt (B 79,8 %, MV 13,8%, BB 6,4%). Im Nachbeobachtungszeitraum (8 Quartale nach der Intervention bzw. Erstdiagnose) wurde in der KG häufiger die Diagnose Adipositas erneut vergeben (IG 33,4% vs. KG 80,3%). Im Subgruppenvergleich erhalten KuJ in B verhältnismäßig selten erneut die Diagnose Adipositas in diesem Zeitraum (IG B 20,2%, MV 93,4 %, BB 67,6% vs. KG B 80,9%, MV 85,4%, BB 77,1%). Darüber hinaus zeigen sich im Nachbeobachtungszeitraum u.a. Unterschiede hinsichtlich folgender Folge-/Nebendiagnosen: Erworbene Deformitäten der Extremitäten (IG 10,4%, KG 15,2%), nichtorganische Enuresis (IG 10,1%, KG 14,3%), Essstörungen (IG 10,8%; KG 4,1%) - während die Prävalenz von Asthma etwa gleich ist (14%).
Zusammenfassung: Die ersten deskriptiven Ergebnisse weisen auf deutliche Unterschiede zwischen der KG und IG hinsichtlich der Diagnosen Adipositas und einiger mit Adipositas assoziierten Diagnosen im Nachbeobachtungszeitraum hin. Die weiteren modulspezifischen Analysen werden Erkenntnisse zu den jeweiligen Erkrankungen sowie Früherkennung und Therapien generieren.