gms | German Medical Science

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Evaluation eines Modellvorhabens nach § 64b SGB V in der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Tübingen: Das Studiendesign (EVA_TIBAS)

Meeting Abstract

  • Anne Neumann - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Helene Hense - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Fabian Baum - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Roman Kliemt - Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG ), Leipzig, Deutschland
  • Martin Seifert - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Lorenz Harst - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Denise Kubat - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG), Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
  • Birgit Maicher - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Christopher Schrey - Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG ), Leipzig, Deutschland
  • Jochen Schmitt - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Andrea Pfennig - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Ines Weinhold - Wissenschaftliches Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung (WIG ), Leipzig, Deutschland
  • Enno Swart - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG), Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland
  • Bettina Soltmann - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf127

doi: 10.3205/21dkvf127, urn:nbn:de:0183-21dkvf1279

Published: September 27, 2021

© 2021 Neumann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit einer psychischen Störung, die in Krankenhäusern behandelt werden, hat in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen, während die durchschnittliche Verweildauer sank und die Notfallraten stiegen. Ein interdisziplinärer Ansatz und die Einbeziehung von Bezugspersonen sind zentral in der Behandlung in Kinder- und Jugendpsychiatrien (KJPs). Mit dem § 64b SGB V wurde die Möglichkeit geschaffen, Modellvorhaben zur Weiterentwicklung der Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen zur flexiblen und integrierten Versorgung zu vereinbaren. Dazu wurde ein Modellprojekt in der KJP des Universitätsklinikums Tübingen (UKT) entwickelt. Kern dieser Modellversorgung ist die "Therapeutische Intensivbehandlung im Ambulanten Setting" (TIBAS) mit dem Ziel, durch flexiblere Behandlungsintensitäten die vollstationäre Behandlungsdauer zu verkürzen, den Übergang in die ambulante Behandlung zu optimieren und die Rückkehr in das gewohnte Lebensumfeld zu verbessern.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Evaluation ist es, die Zielerreichung des Modellprojekts am UKT zu überprüfen und die Übertragbarkeit des Versorgungsansatzes in die Regelversorgung zu beurteilen. Die Wirksamkeit, Kosten und Kosteneffektivität der Modellklinik im Vergleich zur Standardversorgung werden in der Evaluationsstudie EVA_TIBAS untersucht.

Methode: EVA_TIBAS ist eine kontrollierte Kohortenstudie basierend auf sowohl quantitativen und qualitativen Methoden als auch primären und sekundären Datenquellen. Strukturell vergleichbare Kontrollkliniken werden für die quantitativen Untersuchungen herangezogen. Diese Evaluation besteht aus drei inhaltlich verbundenen, jedoch im Vorgehen unabhängigen Modulen.

In Modul A werden anonymisierte Daten einer gesetzlichen Krankenkasse untersucht. Outcomes der Modellklinik werden mit Outcomes gematchter Patient:innen aus strukturell vergleichbaren Kontrollkrankenhäusern verglichen (insgesamt ca. 600 Patient:innen). Folgendes wird hier betrachtet: Dauer der stationären und teilstationären psychiatrischen Behandlung, stationäre und teilstationäre psychiatrische Verweildauer, ambulante psychiatrische Behandlung im Krankenhaus, vollstationäre Wiederaufnahme, Notaufnahmerate, direkte medizinische Kosten und Kosteneffektivität.

In Modul B erfolgt eine quantitative Primärdatenerhebung patientenberichteter Outcomes. Patient:innen der Modellklinik sowie von zwei rekrutierten Kliniken ohne Modellversorgung werden befragt (insgesamt ca. 300 Patient:innen). Folgendes wird hier untersucht: gesundheitsbezogene Lebensqualität, Symptombelastung, Rückkehr in psychosoziale Lebensbezüge, Behandlungszufriedenheit, gesellschaftliche Kosten und Kosteneffektivität.

In Modul C werden ca. 30 persönliche Interviews und eine Fokusgruppendiskussion herangezogen. Hier wird der Soziale Dienst der AOK Baden-Württemberg im Rahmen von TIBAS untersucht und folgendes analysiert: Angebot, Wirkung und Nutzen für die Erziehungsberechtigten durch den Sozialen Dienst sowie Kooperation zwischen Mitarbeiter:innen des UKT und des Sozialen Dienstes.