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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Gesetzliches Hautkrebsscreening in Deutschland: Teilnahme, Detektionen und Intervallkarzinome von gesetzlich Versicherten zwischen 2010 und 2015

Meeting Abstract

  • Claudia Garbe - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Deutschland
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Deutschland
  • Jobst Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Deutschland
  • Hannah Baltus - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Deutschland
  • Nora Eisemann - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Deutschland
  • Sandra Hischke - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Deutschland
  • Joachim Hübner - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Deutschland
  • Alexander Katalinic - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Deutschland
  • Kristina Hagenström - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf124

doi: 10.3205/21dkvf124, urn:nbn:de:0183-21dkvf1247

Published: September 27, 2021

© 2021 Garbe et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Hautkrebsprävalenzen und -inzidenzen steigen seit Jahren in Deutschland und somit erhöht sich gleichzeitig der Bedarf an sekundärpräventiven Maßnahmen. Das gesetzliche Hautkrebsscreening (gHKS) ist seit 2008 alle zwei Jahre für Versicherte ab 35 Jahren eine Regelleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Das gHKS stellt mit Blick sowohl auf die Zahl der anspruchsberechtigten Versicherten als auch auf die Zahl der durchführungsberechtigten Ärzte die Früherkennung mit der größten Breitenwirkung dar. Die Evaluation des gHKS ist derzeit jedoch noch lückenhaft und wenig belastbar.

Fragestellung und Zielsetzung: Das vom Innovationsfonds geförderte Projekt „Perspektiven einer multimodalen Evaluation der Hautkrebsfrüherkennung“ (Pertimo) hat die Entwicklung und Erprobung verschiedener Evaluationsansätze des gHKS zum Ziel. Ein sekundärdatengestütztes Arbeitspaket untersucht die Inanspruchnahme sowie die Auswirkungen des gHKS auf die Hautkrebsinzidenz. Zur Erfassung der Prozess- und Ergebnisqualität werden die Detektions- und Intervallkarzinomraten betrachtet.

Methode: Datengrundlage bildeten gesetzlich Versicherte der DAK-Gesundheit über 35 Jahren zum Stichtag 31.12.2010, welche bis Ende 2015 nachbeobachtet wurden. Es wurden die jährlichen gHKS-Teilnahmeraten und -intervalle zwischen 2010 und 2015 berechnet. Außerdem wurden Überweisungen von Hausärzten an Dermatologen erfasst. Im Screening entdeckte Tumore (Detektionen) wurden berechnet und in Bezug zu den gescreenten Versicherten als auch zu den übrigen inzident Erkrankten gesetzt. Als Intervallkarzinome wurden Tumoren definiert, welche innerhalb von zwei Jahren nach einem gHKS ohne Befund auftreten.

Ergebnisse: Die jährlichen gHKS-Inanspruchnahmeraten stiegen über die Zeit leicht an (2010: 15,6%; 2015: 17,4%) und waren bei Frauen marginal höher als bei Männern (2015: 17,5% vs. 17,0%). 43,8% der Anspruchsberechtigten nahmen ein gHKS beim Dermatologen und 55,9% beim Hausarzt wahr. In den drei Teilnahmeintervallen (zweijährig) nahm die Inanspruchnahme ebenfalls leicht zu (2010/2011: 31,1%; 2012/2013: 32,2%; 2014/2015: 33,2%). 5,8% der Versicherten hatten eine Screeningüberweisung vom Hausarzt zum Dermatologen. 4,2% aller gescreenten Berechtigten hatten infolge des gHKS einen Hautkrebs (Detektion). Von allen inzidenten Hautkrebserkrankten wurden 50,1% im gHKS entdeckt. Bei 1,5% der Versicherten mit gHKS ohne Befund wurde in den folgenden zwei Jahren ein inzidenter Tumor diagnostiziert (Intervallkarzinom).

Diskussion: Mit den GKV-Daten kann das gHKS-Geschehen in Deutschland abgebildet werden; dies weist zudem eine gute Prozess- und Ergebnisqualität auf.

Praktische Implikationen: Erst nach Abschluss des Gesamtprojektes Pertimo kann eine abschließende Beurteilung über die Möglichkeiten der Evaluation des gHKS mittels verschiedener Datenquellen und Methoden getätigt werden.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung): Das Pertimo-Projekt zeigt somit zukünftige Möglichkeiten einer Evaluation des gHKS mittels verschiedener methodischer Ansätze und unterschiedlicher sekundärer Datenquellen auf.