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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Stigma bei sichtbaren Hautkrankheiten – Literaturreview und Entwicklung eines konzeptionellen Modells

Meeting Abstract

  • Rachel Sommer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Deutschland
  • Nicola Germain - HEOR, Creativ-Ceutical, Paris, France
  • Clement Francois - HEOR, Creativ-Ceutical, Paris, France
  • Klaus Legau - LEO Pharma, Kopenhagen, Denmark
  • Nataliya Bogoeva - HEOR, Creativ-Ceutical, Sofia, Bulgaria
  • Magali Desroches - HEOR, Creativ-Ceutical, Paris, France
  • Mondher Toumi - Marseille, Aix-Marseille University, Public Health Department, Marseille, France
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Hamburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf120

doi: 10.3205/21dkvf120, urn:nbn:de:0183-21dkvf1202

Published: September 27, 2021

© 2021 Sommer et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Belastung durch sichtbare Hautkrankheiten (visible skin diseases, VSD) umfasst nicht nur körperliche Symptome, sondern auch psychosoziale Folgen wie Depressionen, Angstzustände, eingeschränkte Lebensqualität und geringes Selbstwertgefühl. Stigmatisierung bei Menschen mit Hautkrankheiten spielt dabei eine wichtige Rolle.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Studie war es, die Evidenz für die Komponenten, Determinanten und Auswirkungen der (Selbst-)Stigmatisierung zu überprüfen und die Daten in konzeptuelle Modelle zu überführen.

Methode oder Hypothese: In einem Literaturreview wurden Studien zur (Selbst-)Stigmatisierung im Zusammenhang mit VSD recherchiert, extrahiert und bewertet. Konzeptionelle Modelle der Stigmatisierung bei VSD wurden aus bestehenden generischen konzeptionellen Modellen für VSD und von generischen konzeptionellen Modellen der Stigmatisierung entwickelt und nach Diskussion mit einem Expertengremium, Patientenvertretungen, Klinikern und Forschern konsentiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 580 Publikationen identifiziert, von denen 56 Arbeiten analysiert und zusammengefasst wurden. Dabei wurden zwei konzeptuelle Modelle der Stigmatisierung identifiziert: eines mit Dimensionen der externen Stigmatisierung und Selbststigmatisierung, das andere zu Selbststigmatisierung und psychischer Gesundheit. Diese Modelle wurden angepasst, um eine vollständige Beschreibung der Stigmatisierung von VSDs zu ermöglichen. Dabei wurde zwischen "Diskriminierung" und "Auswirkung" unterschieden. Schliesslich wurden fünf Modelle zum Kernthema „Impact von Stigma“ entwickelt:

1.
Makro-Übersicht;
2.
Stigmatisierung und Soziodemografie;
3.
Stigmatisierung und Krankheitsmerkmale;
4.
Stigmatisierung und Lebensqualität und
5.
Stigmatisierung und Krankheitsbewältigung.

Dabei wurden erhebliche Lücken in der verfügbaren quantitativen Evidenz identifiziert.

Diskussion: Das Modell kann dazu beitragen, die Bewertung der Stigmatisierung zu standardisieren. Die Ergebnisse können bei der Entwicklung und Bewertung von Interventionen helfen um die Stigmatisierung von Menschen mit VSDs zu verringern. Für beide, internalisierte wie externe Stigmatisierung, gilt es, ergänzend zur leitliniengerechten Therapie der Hautkrankheiten wirksame Interventionsformate zu entwickeln.

Praktische Implikationen: Da Stigmatsierung zu einem höheren Risiko für psychiatrische Komorbiditäten wie Angstzuständen und Depression führen kann, sollte Stigmatisierung routinemäßig in der dermatologischen Versorgung erfasst werden.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Angesichts erheblicher Lücken in der internationalen Evidenz sollten weitere Forschungsarbeiten die Modellierung von Stigmatisierung fortsetzen.