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Versorgungsqualität der Psoriasis in Europa – Ergebnisse der Studie PsoBarrier EU in vier Ländern
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Published: | September 27, 2021 |
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Hintergrund: Nachdem zwei nationale Studien aus den Jahren 2005 und 2007 auf Defizite in der Psoriasis-Versorgung hingewiesen hatten, hat sich die Versorgungsqualität für Patient*innen mit Psoriasis in Deutschland maßgeblich verbessert. Dennoch bestehen weiterhin Versorgungsdefizite, die auch in anderen Ländern festgestellt wurden.
Zielsetzung: Ziel dieser Studie ist es, die Psoriasis-Versorgung in vier europäischen Ländern zu analysieren.
Methodik: Die Datenerhebung fand in dermatologischen Zentren in Dänemark, Deutschland, Polen und Spanien statt. Pro Patient*in wurden klinische Parameter wie Schweregrad (PASI), Komorbiditäten und Therapien erfasst, sowie patientenberichtete Merkmale wie Lebensqualität (DLQI), seelisches Befinden (HADS), Zufriedenheit mit der Versorgung und der Einfluss der Psoriasis auf berufliche Entscheidungen. Anhand eines Patientenpfades wurde der Verlauf der Versorgung vom Auftreten der ersten Hautveränderungen bis zur aktuellen Therapie abgebildet.
Ergebnisse: Es wurden insgesamt 1.304 Patient*innen in die Studie eingeschlossen, davon 497 in Deutschland, 511 in Polen, 135 in Spanien und 161 in Dänemark. Der mittlere PASI (Skala von 0=geringste-72=maximale Schwere) betrug 10,6 in Polen, 6,9 in Deutschland, 4,1 in Dänemark und 3,8 in Spanien. Der mittlere DLQI (Skala von 0=keine-30=maximale Einschränkung) betrug 4,3 bei den dänischen, 6,2 bei den deutschen, 6,3 bei den spanischen und 11,5 bei den polnischen Patient*innen. Dass Psoriasis einen starken Einfluss auf berufliche Entscheidungen habe, berichteten 24,5% der spanischen Patienten*innen, 18,4% der polnischen, 8,1% der der deutschen und 4,6% der dänischen Patienten*innen. Hohe Zufriedenheit mit der Behandlung berichteten 65,1% der polnischen, 68,5% der deutschen Patienten*innen, 86,7% der dänischen und 90,9% der spanischen Patient*innen.
Diskussion: Die systematische Erhebung von vergleichbaren Primärdaten aus vier europäischen Ländern mit verschiedenen Gesundheitssystemen liefert Anhaltspunkte für Versorgungsunterschiede dieser Länder. Gerade die umfassenden patientenberichteten Merkmale stellen eine Neuheit dar. Insgesamt deuten die Daten darauf hin, dass bei hoher Zufriedenheit mit der Gesundheitsversorgung die polnischen Patient*innen einen höheren Schweregrad der Psoriasis und stärkere Lebensqualitätseinbuße zeigen als Patient*innen der anderen hier untersuchten Länder. Aber auch spanische Patient*innen mit einem geringeren klinischen Schweregrad berichten über den Einfluss der Erkrankung auf berufliche Entscheidungen.
Praktische Implikationen: Unterschiede im Gesundheitssystem mit Einschränkungen beim Zugang zu bestimmten Behandlungsoptionen könnten einer der Gründe sein, warum Patient*innen je nach Land unterschiedlich stark von Psoriasis und dessen Folgen betroffen sind.
Appell für die Praxis: Eine hohe Zufriedenheit mit der Gesundheitsversorgung muss keine tatsächlich gute Versorgung implizieren. Belastungen im Alltag und der Einfluss auf Lebensentscheidungen sprechen eine andere Sprache und sollten in der Praxis berücksichtigt werden.