Article
Advance Care Planning für ältere Menschen mit ambulanter Pflege in Deutschland (STADPLAN) – deskriptive Auswertung der Baseline-Daten hypothetischer Versorgungsszenarien zur gesundheitsökonomischen Folgenabschätzung
Search Medline for
Authors
Published: | September 27, 2021 |
---|
Outline
Text
Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Das Projekt StAdPlan ist eine multizentrische, cluster-randomisierte kontrollierte Studie zur vorausschauenden Versorgungsplanung im ambulanten Setting, begleitet durch eine gesundheitsökonomische Evaluation. Ziel ist die Sensibilisierung älterer pflegebedürftiger Menschen und deren Angehöriger für Advance Care Planning (ACP) durch strukturierte Gespräche mit geschulten Pflegefachpersonen.
Internationalen Frameworks folgend, sollen die gesundheitsökonomischen Auswirkungen der Intervention auf die Versorgung am Lebensende untersucht werden [1]. Diese liegen bei vielen Teilnehmenden jedoch außerhalb der Projektlaufzeit. Eine erste Folgenabschätzung erfolgt daher auf Basis von Szenarien zur Ermittlung der Versorgungspräferenzen (VPen) [2].
Fragestellung und Zielsetzung: Es wurden 5 Szenarien, inkl. 5 sich in der Invasivität unterscheidende Behandlungen, sowie 1 Item zur allgemeinen VP entwickelt, die sich an internationalen Instrumenten (z.B. The Medical Directive [3]) orientieren. Die Szenarien wurden bei einer Teilstichprobe zu 2 Zeitpunkten – Baseline (t0) und t2 (nach 12 Monaten) – erhoben. Die dargestellten Analysen adressieren die Validierung der Szenarien und eine deskriptive Auswertung der t0-Daten.
Methode: Insgesamt wurden 80 Teilnehmende zu ihren VPen befragt. Erwartet wurde, dass sich ein Zusammenhang zwischen der Invasivität der Behandlung und der VP zeigt. Es wurden Präferenz-Scores (PS) der Szenarien und Behandlungen bestimmt (Wertebereich: 0–20; höhere Werte bedeuten eine stärkere VP für Maßnahmen) und deskriptiv ausgewertet. Die Validierung umfasste den Zusammenhang zwischen der allgemeinen VP und den PS der Szenarien (Cramers v) sowie Cronbachs α der Szenarien.
Ergebnisse: Nach Plausibilitätskontrolle und Datenbereinigung wurden für t0 im Mittel 69 Fälle für jeden PS eingeschlossen. Die Mittelwert-Betrachtung zeigt die Tendenz, dass die Befragten stärkere VPen für weniger invasive Maßnahmen (z.B. Antibiotika-Therapie MW: 9,93; SD=5,759) haben und diese mit steigender Invasivität abnehmen (z.B. künstliche Ernährung für den Rest des Lebens, MW: 1,70; SD=4,197).
Ein signifikanter Zusammenhang zwischen der allgemeinen VP und den PS zeigte sich bei 2 Szenarien (Demenz, Schlaganfall mit Koma). α betrug für die Szenarien zwischen 0,718 und 0,875.
Diskussion: Für die Auswertung der vollständigen Daten nach Studiengruppen wird erwartet, dass sich zu t0 der Zusammenhang zwischen den VPen und der Invasivität einer Behandlung nicht unterscheidet und sich durch das Einwirken der Intervention zu t2 statistisch signifikante Unterschiede ergeben. Die interne Konsistenz der Szenarien ist gut.
Praktische Implikationen: Die VP kann als ergänzender Endpunkt bei der Untersuchung der Wirksamkeit einer ACP-Intervention verwendet werden.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Es sollte untersucht werden, ob es einen generellen, nicht-behandlungsspezifischen Zusammenhang zwischen der Invasivität der Behandlung und der VP gibt. Darauf aufbauend könnte ein Tool erarbeitet werden, das es ermöglicht, die VPen angepasst auf die Situation des Betroffenen zu erheben.
Literatur beim Verfasser.