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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Welche Einwirkungsmöglichkeiten sehen Hausärzt*innen bei Demenzerkrankungen? – Befunde einer qualitativen Interviewstudie

Meeting Abstract

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  • Julian Wangler - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf106

doi: 10.3205/21dkvf106, urn:nbn:de:0183-21dkvf1065

Published: September 27, 2021

© 2021 Wangler.
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Hintergrund: Obwohl es bislang an einer heilenden Therapie für Demenzerkrankungen fehlt, bestehen im hausärztlichen Setting Möglichkeiten, dem Fortschreiten eines Mild Cognitive Impairment entgegenzuwirken. Nur wenige Studien gehen der Frage nach, welche therapeutischen Strategien Hausärzt*innen bevorzugt ergreifen, um auf Demenzerkrankungen einzuwirken.

Fragestellung: Ermittelt wird, welche Interventionsansätze für das Demenzmanagement als effektiv erachtet werden sowie erlebte Herausforderungen und gewünschte Optimierungsmaßnahmen, um die Dimension der Demenzprävention zu stärken.

Methode: Zwischen März und September 2020 wurden 42 Interviews mit Hausärzt*innen in Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen geführt.

Ergebnisse: Viele Interviewte schätzen die Bedeutung einer Demenzprävention als hoch ein und gehen davon aus, durch eigene Interventionen (u.a. Therapie von Ko-Morbiditäten, körperliche Aktivierung, kognitives Training, psychosoziale Unterstützung) einen wirksamen Beitrag leisten zu können; nicht-medikamentösen Ansätzen wird großer Stellenwert eingeräumt. Die Lotsenfunktion des Hausarztes wird teils gezielt eingesetzt, um Patienten und Angehörige an Beratungs- und Hilfsakteure heranzuführen. Zugleich fällt ein Teil des Samples auf, der die Möglichkeit, Einfluss auf die Progredienz von Demenzerkrankungen auszuüben, ausschließlich in medikamentösen Therapieformen ausmacht und geringe Selbstwirksamkeitserwartungen zeigt. Als häufige Herausforderungen werden Probleme in der interdisziplinären Zusammenarbeit artikuliert.

Diskussion: Die Interviews zeigen, dass ein beträchtlicher Teil der Hausärzt*innen die Bedeutung einer Demenzprävention als hoch einschätzt und davon ausgeht, durch eigene Interventionen einen wirksamen Beitrag leisten zu können. In diesem Zusammenhang haben die Interviews ein breites Spektrum an Therapiestrategien offengelegt. Dennoch zeigt sich ein Teil des Samples skeptisch und in der Demenzversorgung eher passiv. Insgesamt fügen sich die Ergebnisse in die Befundlage, derzufolge trotz der günstigen Position von Hausärzt*innen, kognitive Veränderungen von Patienten rechtzeitig zu erkennen und die Therapie zu koordinieren, vielfältige Hindernisse bestehen.

Praktische Implikationen: Hausärzt*innen sollten bestärkt werden, die Priorisierung der primären Behandlungsstrategie bei der Demenzversorgung zu übernehmen. Wichtig erscheint, dass auch die Potenziale nicht-medikamentöser Interventionen wahrgenommen werden. Die Zusammenarbeit zwischen Hausärzt*innen und Hilfsnetzwerken sollte gestärkt werden. Zudem sollte die Entwicklung integrierter Versorgungskonzepte und strukturierter Behandlungsprogramme vorangetrieben werden.


Literatur

1.
Tang EYH, Birdi R, Robinson L. Attitudes to diagnosis and management in dementia care: views of future general practitioners. Int Psychogeriatr. 2018 Mar;30(3):425-0. DOI: 10.1017/S1041610216001204 External link