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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Chancen und Herausforderungen von Mixed Methods in der Evaluation komplexer Versorgungsformen – das Beispiel „isPO – Integrierte, sektorenübergreifende Psychoonkologie“

Meeting Abstract

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  • Antje Dresen - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland
  • Sandra Salm - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland
  • Natalia Cecon - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland
  • Theresia Krieger - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf101

doi: 10.3205/21dkvf101, urn:nbn:de:0183-21dkvf1016

Published: September 27, 2021

© 2021 Dresen et al.
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Hintergrund: Externen Evaluationen fällt aus ihrer analytischen Distanz zum Projekt eine Beobachterperspektive zweiter Ordnung zu. Dazu sind formative Evaluationsphasen in komplexen Versorgungsformen bewusst vielseitig und prozessual ausgelegt. Ein Evaluationsteam agiert so als Forscher, Gutachter, Berater und Moderator. In der summativen Phase spitzt sich die Evaluationsrolle Richtung wissenschaftlicher Gutachter zu. Für diesen gesamten Evaluationsprozess kann der Rückgriff auf die Vielfalt empirischer Forschungsmethoden sinnvoll sein.

Mit diesem methodologischen Vortrag wird der Einsatz von Mixed Methods (MM) beispielhaft am Projekt isPO und seiner Ausrichtung an der Reduktion von Ängsten und Depressionen bei erstdiagnostizierten Krebspatient:innen durch eine gestufte Versorgung kritisch dargelegt. Zur Debatte steht, wie MM für die Rekonstruktionen von Versorgungsrealitäten und für Fragen der Wirksamkeit von Interventionen hilfreich und zugleich herausfordernd sein können.

Fragestellung: Welche Chancen und Herausforderungen bringen MM für Evaluationen komplexer Versorgungsformen mit sich?

Methode: Anlehnend an isPO und seine interdependenten Komponenten aus Konzept, Management, Telematik, Netzwerkaufbau und -support, Verträgen, Qualitätsmanagement, Pfaden und Kennwerten sowie Evaluation wurde ein MM-Design angelegt, das der Komplexität dieser neuen Versorgungsform gerecht werden soll. Dazu sind schriftliche Befragungen und Datenlinkage sowie Dokumentenanalysen, Interviews, Fokusgruppen, teilnehmende Beobachtung und Methoden der partizipativen Gesundheitsforschung eingesetzt und zur Ergebnissynthese miteinander verknüpft worden.

Ergebnisse und Diskussion: Die Vielfalt der eingesetzten Methoden ist in isPO hilfreich, um den Prozess der Intervention nah entlang der Versorgungsrealität und ihrer involvierten Akteure abbilden zu können. Auch geht mit MM eine gewisse Flexibilität einher, um in (Corona-)Krisenzeiten ein so komplexes Projekt in seiner Zielorientierung, Dynamik, Perspektivenvielfalt und Adaptionsfähigkeit angemessen beforschen und bewerten zu können. Ein positives Feedback der Befragten ist mit ihrer partizipativen Einbindung zur Projektoptimierung verbunden. Herausforderungen von MM liegen in der Planung und Kommunikation mit allen projektassoziierten Akteuren, der permanenten Wachsamkeit und Informiertheit für die Geschehnisse in der Versorgungsrealität sowie dem Erfordernis des sorgsamen und flexiblen Einsatzes der Methoden.

Praktische Implikationen: MM bieten sich in ihrer Bandbreite vor allem für komplexe Versorgungsformen an. Sie bedürfen der ausgezeichneten Kenntnis des methodischen Spektrums der empirischen Forschung und der zu evaluierenden Versorgungsform, um zielführend eingesetzt werden zu können.

Appell für die Praxis: Der Einsatz von MM in Evaluationen kann vor allem „empowern“ und die Projektidentifikation vieler erhöhen, wenn die Projektassoziierten in die Projektgestaltung eingebunden werden.