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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Lebensqualität messen im Versorgungsalltag: Was sind die Barrieren aus Sicht der Versorgenden von Menschen mit chronischen Wunden?

Meeting Abstract

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  • Christine Blome - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Kerstin Protz - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Matthias Augustin - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Janine Topp - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf087

doi: 10.3205/21dkvf087, urn:nbn:de:0183-21dkvf0875

Published: September 27, 2021

© 2021 Blome et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Erhebung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (LQ) ist ein wichtiger Baustein einer patientenzentrierten Versorgung. Sie ermöglicht es den Versorgenden, Beeinträchtigungen aus Sicht der Betroffenen aufzudecken und zu adressieren sowie den Behandlungserfolg abzubilden. Dies gilt besonders auch in der Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden (MmcW), die häufig unter weitreichenden und vielschichtigen LQ-Beeinträchtigungen leiden. Hier ist die LQ-Messung zudem Voraussetzung für eine Zertifizierung, etwa das Wundsiegel der Initiative Chronische Wunden e.V.

Fragestellung und Zielsetzung: Wie häufig und in welcher Form erheben Versorgende die LQ von MmcW? Welche Barrieren stehen einer Erhebung im Wege und welche Maßnahmen sind aus Sicht der Versorgenden sinnvoll, um die LQ-Messung im klinischen Kontext zu fördern?

Methode oder Hypothese: Zwischen Februar und Mai 2019 wurden Versorgende von Menschen mit chronischen Wunden online befragt. Die Ansprache erfolgte über die Initiative Chronische Wunden e.V. Die Befragung umfasste geschlossene und Freitextfragen zu folgenden Themen: berufliche Situation; Einsatz von LQ-Fragebögen und je nach Antwort entweder genauere Angaben zur Erhebung oder Gründe für fehlende Erhebung; Wichtigkeit verschiedener Maßnahmen, mit denen die LQ-Messung gefördert werden könnte. Die Auswertung der Daten erfolgte deskriptiv.

Ergebnisse: Es nahmen 136 Versorgende, größtenteils mit pflegerischem Hintergrund, teil. 41,9% setzten LQ-Fragebögen ein, am häufigsten den Wound-QoL. LQ-Daten wurden zu folgenden Zwecken genutzt: Einleitung unterstützender Maßnahmen (82,5%); Behandlungsplanung (75,4%); Verlaufskontrolle (43,9%); Zertifizierung bzw. Qualitätsmanagement in der Einrichtung (22,8%). Wer bislang keine LQ erhob, begründete dies insb. mit fehlender Einbindung ins Dokumentationssystem (59,5%), fehlender Verfügbarkeit von Fragebögen (53,2%) und Zeit- bzw. Personalmangel (43,0%). Um die LQ-Erhebung weiter voranzutreiben, wünschten sich die Befragten mehr praktische Anleitung zur Nutzung und Interpretation der Fragebögen sowie deren freie Verfügbarkeit in analoger und digitaler Form. Auch die Verfügbarkeit von Fragebögen für Menschen mit bestimmten Wundarten (z.B. diabetisches Fußulkus) oder Merkmalen (z.B. Demenz) wurde als wichtig erachtet.

Diskussion: Die Mehrzahl der Versorgenden erhebt noch nicht systematisch die LQ von MmcW. Oft ist dies organisatorisch schwierig; auch fehlt es an Ressourcen sowie an Informationen zur freien Zugänglichkeit der Fragebögen sowie praxisnahen Handreichungen, wie die Daten interpretiert und konkret genutzt werden können.

Praktische Implikationen: Der Fragebogen Wound-QoL sowie die zugehörige Arbeitshilfe Wound-ACT werden von den Autor:innen für den Praxiseinsatz kostenfrei angeboten.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Versorgende von MmcW benötigen für die LQ-Erhebung organisatorische Unterstützung sowie einfachen Zugang zu Erhebungsinstrumenten und zugehörigen Arbeitshilfen.