gms | German Medical Science

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Verbesserung der Kompetenz der Kompressionsbandagierung durch ein einmaliges Training – Ergebnisse einer Interventionsstudie unter Nutzung eines neu entwickelten Scores

Meeting Abstract

  • Kerstin Protz - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, CVderm, Hamburg, Deutschland
  • Joachim Dissemond - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Dermatologie, Essen, Deutschland
  • Daniela Karbe - Agaplesion Diakonieklinikum, Hamburg, Deutschland
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, CVderm, Hamburg, Deutschland
  • Toni Maria Klein - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, CVderm, Hamburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf079

doi: 10.3205/21dkvf079, urn:nbn:de:0183-21dkvf0798

Published: September 27, 2021

© 2021 Protz et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Sachgerecht angelegte phlebologische Kompressionsverbände (PKV) beschleunigen die Heilung des Ulcus cruris venosum und verbessern die Lebensqualität der Patienten. Ein etabliertes Kriterium für die Qualität eines PKV ist der Druckwert am Wadenansatz (Messpunkt B1). Jedoch muss ein fachgerecht angelegter PKV noch weitere Kriterien erfüllen.

Fragestellung: Entwicklung eines Scores zur Messung der Kompetenz, PKV sachgerecht anzulegen. Untersuchung der Wirksamkeit eines Trainings zur Verbesserung der Fähigkeiten von Anwendern, PKV anzulegen.

Methode: Teilnehmer durchliefen ein Training zu Grundlagen und sachgerechter Anlage von PKV. Die eine Hälfte der Teilnehmer erhielt ausschließlich eine theoretische Schulung, die andere Hälfte nahm zusätzlich an einem Training unter Anleitung teil. Die Fähigkeit der Teilnehmer, korrekte PKV anzulegen, wurde vor (V0) und nach dem Training (V1) sowie einen (V2) und drei Monate (V3) später mittels eines neuen Scores (CCB Score) erfasst. Der CCB Score (Spannweite: 0–7) umfasst sechs Kontrollparameter: Unterpolsterung, Startpunkt, Ferseneinschluss, Bandagierungsrichtung, Druckwerte am Vorfuß (Messpunkt A) und an B1. Der erreichte CCB Score wurde über alle Zeitpunkte hinweg erfasst und Unterschiede zwischen Subgruppen untersucht.

Ergebnisse: Die Studie umfasste 55 Teilnehmer (Alter: 41,1 Jahre, 85,5% Frauen, 45,5% Klinik), von denen 47 an allen Zeitpunkten teilnahmen. Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Kompetenz, PKV korrekt anzulegen (V0: 2,76, V1: 4,89, V2: 4,88, V3: 4,66). In allen Subgruppen zeigte sich eine signifikante Verbesserung von V0 zu V1 (p<0,001 bis p=0,002), abgesehen von Teilnehmern, die in ihrem Alltag die meisten PKV anlegen. Ebenso erzielten Teilnehmer, die in einem Krankenhaus arbeiten zu V3 zwar einen höheren Wert als zu V0, jedoch nicht signifikant (2,84 vs. 4,21, p=0,068). Alle anderen Teilnehmer erreichten auch zu V3 noch einen signifikant höheren CCB Score als zu V0 (p<0,001 bis p=0,011). Die Kontrollparameter zu den Druckwerten wurden zu allen Zeitpunkten am seltensten erfüllt (je maximal 42,6% bzw. 43,6%).

Diskussion: Ein einmaliges Training führte zu einer, zumeist signifikant, verbesserten Kompetenz im Anlegen von PKV, die auch über einen Zeitraum von drei Monaten beibehalten werden konnte. Subgruppenanalysen deuten darauf hin, dass regelmäßiges Anlegen von PKV die Fähigkeiten der Teilnehmer erhöht. Insbesondere druckrelevante Kontrollparameter konnten nur selten erfüllt werden.

Praktische Implikationen: Regelmäßige Schulungen von Versorgern würden diesen ermöglichen, sich fundiertes Wissen anzueignen und Erfahrung in der korrekten Anlage von PKV zu sammeln. Dabei sollten Druckmessgeräte zum Einsatz kommen, um durch Erfahrung eine Routine im Erzeugen der erforderlichen Druckwerte an unterschiedlichen Stellen des PKV zu erlangen.

Appell für die Praxis: In bereits bestehenden wundbezogenen Fortbildungen sollte ein stärkerer Fokus auf die praktische Durchführung von PKV gelegt werden und insbesondere unter Einbezug von Druckmessgeräten die sachgerechte Anlage regelmäßig eingeübt und überprüft werden, damit Patienten von adäquat angelegten PKV profitieren können.