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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Rehabilitation und Nachsorge nach Sepsis – Versorgungslücken und Wünsche aus Sicht Sepsisüberlebender und ihrer (pflegenden) Angehörigen

Meeting Abstract

  • Claudia Matthäus-Krämer - Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene (IIMK), Universitätsklinikum Jena, Deutschland; Center for Sepsis Control and Care, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • Sebastian Born - Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene (IIMK), Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland; Center for Sepsis Control and Care, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • Stefan Sell - Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene (IIMK), Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland; Center for Sepsis Control and Care, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • Kathleen Streich - Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Romy Alea Raab - Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Anna Bichmann - Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Marlene Esch - Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Christiane S. Hartog - Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Carolin Fleischmann-Struzek - Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene (IIMK), Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland; Center for Sepsis Control and Care, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf075

doi: 10.3205/21dkvf075, urn:nbn:de:0183-21dkvf0756

Published: September 27, 2021

© 2021 Matthäus-Krämer et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Jährlich überleben etwa 250.000 Patienten in Deutschland eine Sepsis. Diese leiden häufig unter erheblichen körperlichen, geistigen und/oder seelischen Langzeitfolgen [1].

Zielsetzung: Ziel war es, Sepsisüberlebende und ihre (pflegenden) Angehörigen im Rahmen des Innovationsfonds-Projektes SEPFROK nach Versorgungslücken und Wünschen in Bezug auf Rehabilitation und Nachsorge nach Sepsis zu befragen.

Methode: Explorative Befragungsstudie mit teilstandardisierten Telefoninterviews zur Erfassung der Perspektive von Sepsisüberlebenden und Angehörigen, welche auf den Intensivstationen (ITS) des Universitätsklinikums Jena oder der Charité Universitätsmedizin Berlin behandelt wurden, oder an der Studie "Mitteldeutsche Sepsis Kohorte" teilnahmen. Die Antworten wurden verschriftlicht und unter Verwendung von MAXQDA inhaltsanalytisch nach Mayring [2] durch zwei unabhängige Kodierer ausgewertet.

Ergebnisse: Von 287 Befragten benannten 89 Personen Versorgungslücken und/oder Wünsche (Anz. Nennungen in Klammern > 8). Hierbei standen eine bessere Aufklärung von Patienten/Angehörigen (15), zeitnahe med. Weiterbehandlung nach Entlassung (14), strukturelle Unterstützung bei Beantragungsprozessen (12), Wunsch nach spez. Nachsorge (12), Angemessenheit des Therapieumfanges (10) sowie die stärkere Individualität von Rehamaßnahmen (8) im Vordergrund. Diese Inhalte ließen sich drei Kategorien zuordnen: a) Verbesserung der Aufklärung durch med. Personal während des Klinikaufenthaltes, b) Verbesserung der poststationären Versorgung durch Rehaeinrichtungen sowie c) Verbesserung der postrehabilitativen Versorgung, die Sepsisüberlebende als Anschlussbehandlung in ihrem regulären Lebensumfeld benötigen.

Diskussion: Überlebende wünschen sich eine angemessene Rehabilitation und strukturelle Unterstützung. Hervorzuheben gilt, dass viele Sepsisüberlebende und deren Angehörige sich nicht ausreichend über ihre Erkrankung und Folgen informiert fühlen. Die Ergebnisse unterstützen Beobachtungen früherer Studien, bei der Befragte Optimierungsbedarfe vor allem im Hinblick auf Unterstützungsformate nach Krankenhausentlassung angaben [3].

Implikationen: Behandelnde Ärzte müssen gezielt über Sepsis aufklären, damit Patienten/Angehörige Sepsisfolgen besser bewältigen können. Es besteht ein hoher Bedarf an Rehabilitation, die das breite Spektrum der Folgeerkrankungen adressiert. Eine sepsisspezifische Nachsorge wird für Patienten mit längerdauerndem Versorgungsbedarf benötigt.

Appell: Patienten wünschen mehr Aufklärung, mehr Angebote an Rehabilitation sowie eine individuell angepasste Nachsorge.


Literatur

1.
Fleischmann-Struzek C, Rose N, Freytag A, Spoden M, Prescott HC, Schettler A, Wedekind L, Ditscheid B, Storch J, Born S, Schlattmann P, Günster C, Reinhart K, Hartog C. Epidemiology and costs of post-sepsis morbidity, nursing care dependency, and mortality in Germany [Preprint]. medRxiv. 2021.
2.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. In: Mey G, Mruck K, editors. Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften; 2010. p. 601-13.
3.
Huang CY, Daniels R, Lembo A, Hartog C, O'Brien J, Heymann T, Reinhart K, Nguyen HB; Sepsis Survivors Engagement Project (SSEP). Life after sepsis: an international survey of survivors to understand the post-sepsis syndrome. Int J Qual Health Care. 2019 Apr 1;31(3):191-8. dDOI: 10.1093/intqhc/mzy137 External link