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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Evaluation des QT-Life-Projekts: Apothekenbasierte Früherkennung der unerwünschten Arzneimittelwirkung QT-Zeit-Verlängerung

Meeting Abstract

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  • Marina Otten - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Timm Volmer - Smart Step Data Institute GmbH, Hamburg, Deutschland
  • Matthias Augustin - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf069

doi: 10.3205/21dkvf069, urn:nbn:de:0183-21dkvf0698

Published: September 27, 2021

© 2021 Otten et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Kardiale Arzneimittelnebenwirkungen stellen ein relevantes Problem der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in der Regelversorgung dar und sind von hoher klinischer und ökonomischer Relevanz. Über zweihundert Medikamente mit kardiovaskulärer aber auch mit nicht-kardiovaskulärer Indikation aus zahlreichen Wirkstoffgruppen können die Repolarisation des Herzens unerwünscht beeinflussen. Im EKG zeigt sich dabei eine abnorme Verlängerung der QT-Zeit. In der Folge können potenziell lebensbedrohliche ventrikuläre Herzrhythmusstörungen auftreten. Liegt eine abnorme QT-Zeit-Verlängerung vor, muss umgehend eine ärztliche Diagnostik und Therapieentscheidung stattfinden, ggf. wird ein Ab- bzw. Umsetzen der Medikation erfolgen. Liegt eine Polymedikation vor, potenziert sich das Risiko außerdem.

Damit bestehen hohe Anforderungen an das Medikationsmanagement, AMTS-Monitoring und die frühzeitige Diagnostik, die hinsichtlich arzneimittelinduzierter QT-Zeit-Verlängerungen in der aktuellen Versorgungssituation nicht gesichert sind. Defizite liegen auch in der mangelnden Kenntnis der tatsächlichen Medikation eines Patienten und im Fehlen einer strukturierten, umsetzbaren Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker. Erschwerend kommt hinzu, dass sowohl Arzneimittel der Dauer- als auch der Akutmedikation sowie freiverkäufliche Arzneimittel ein Potential zur QT-Zeit-Verlängerung aufweisen können, dass diese Substanzgruppen häufig von unterschiedlichen Ärzten verordnet werden und schließlich, dass eine QT-Zeit-Verlängerung für den Patienten zunächst symptomfrei verlaufen kann.

Fragestellung und Zielsetzung: Übergeordnetes Ziel der Studie ist die Verbesserung der AMTS. Konkrete Ziele sind die Förderung der Früherkennung von arzneimittelbedingten QT-Zeit-Verlängerungen zur Vermeidung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen, Komplikationen und Folgeerkrankungen sowie die Verbesserung der Versorgung von arzneimittelinduzierten kardiotoxischen Ereignissen.

Methode: Zur Erreichung der Ziele wird eine versorgungswissenschaftliche kontrollierte Interventionsstudie durchgeführt (Start April 2021 für ein Jahr). Als Intervention werden arzneimittelkompetente Leistungserbringer (über 300 Apotheken) in den Prozess der Arzneimitteltherapie integriert, indem eine differenzierte und monitorierte Versorgung mithilfe technischer Unterstützung angeboten wird. Grundlage sind die Weiterentwicklung von in der Apotheke durchgeführten „Interaktionschecks“ und der Einsatz eines mobilen 24-h-EKG Monitorings. An der Intervention können alle Versicherten der DAK-Gesundheit, ≥ 18 Jahre, teilnehmen, die in einer Apotheke in Schleswig-Holstein ein Medikament beziehen, das einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Arzneimitteln eine QT-Zeit-Verlängerung auslösen kann (erwarteter Einschluss von 3.000 Versicherten). Die Evaluation findet a) auf der Basis von GKV-Routinedaten statt (Fälle und Kontrollen) und b) mithilfe einer quantitativen Primärdatenerhebung zur Evaluation aus Perspektive aller Beteiligten. Standardverfahren der deskriptiven und schließenden Statistik werden eingesetzt.