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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Potentielle Barrieren für eine Verstetigung des ParkinsonNetzwerkes Ostsachsen (PANOS) – eine Vorabanalyse

Meeting Abstract

  • Caroline Lang - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Patrick Timpel - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Gabriele Müller - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Andreas Knapp - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Björn Falkenburger - Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Martin Wolz - Klinik für Neurologie und Geriatrie, Elblandklinikum Meißen, Meißen, Deutschland
  • Peter Themann - Fachbereich Neurologie/Parkinson, Klinik am Tharandter Wald Hetzdorf, Halsbrücke, Deutschland
  • Jochen Schmitt - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf064

doi: 10.3205/21dkvf064, urn:nbn:de:0183-21dkvf0641

Published: September 27, 2021

© 2021 Lang et al.
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Hintergrund und Stand der Forschung: Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland. Demographische Veränderungen zugunsten der älteren Bevölkerung werden voraussichtlich eine Verdopplung der Parkinsonerkrankungen zwischen 2015 und 2040 zur Folge haben. Die Herausforderung einer flächendeckenden Parkinsonversorgung besteht in einem frühzeitigen Behandlungsbeginn mit adäquaten Therapien. Zu diesem Zweck soll ein intersektorales, pfadbasiertes und plattformunterstütztes Versorgungskonzept etabliert werden. Eine Vorabanalyse möglicher pfadspezifischer Implementierungsbarrieren und deren Verhinderung kann die anwenderseitige Akzeptanz erhöhen.

Fragestellung: Welche Barrieren könnten die Akzeptanz und Verstetigung des Behandlungspfades gefährden?

Methode: Um mögliche Implementierungsbarrieren zu identifizieren, wurde eine selektive Literaturrecherche in PubMed durchgeführt. Die identifizierten Barrieren wurden in einer Onlinebefragung von 36 projektassoziierten Hausärzten und Neurologen mittels Mehrfachantworten mit Binärskala priorisiert. Die zu befragende Kohorte wurde per Mail um Teilnahme gebeten. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte anonymisiert und deskriptiv.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 13 mögliche Implementierungsbarrieren identifiziert werden. Die Responserate zur Priorisierung dieser Barrieren war 50,0% (n=18/36), davon 61,1% (n=11) Neurologen. Neurologen sehen in Doppeldokumentation (81,8%; n=9) sowie in unzureichender Kommunikation und Kooperation zwischen den Leistungserbringenden (72,7%; n=8) die größten möglichen Hindernisse für eine Verstetigung eines Versorgungsnetzwerkes. Hausärzte beurteilten v.a. restriktive Verordnungs- und Budgetgrenzen, eine geringe Teilnahmebereitschaft der Ärzteschaft, die Diskrepanz zwischen erwarteten Prozessen und der Versorgungsrealität aus Patientensicht und den möglicherweise zu hohen Zeitaufwand für Netzwerkprozesse (je 71,4%; n=5) als hinderlich.

Diskussion: Die befragten Neurologen befürchten zeitintensive Doppeldokumentationen, da die Behandlungsdaten ins Praxisverwaltungssystem und in einer elektronischen Patientenakte auf der Patientenplattform dokumentiert werden. Die unzureichende intersektorale Kommunikation und Kooperation zwischen Leistungserbringern ist ein noch immer bestehendes Problem im deutschen Gesundheitssystem und kann nachweislich eine integrierte und interdisziplinäre Patientenversorgung gefährden. Um Komplikationen zu vermeiden gilt es, Versorgungsbrüche zwischen ambulantem und stationärem Sektor zu verhindern. Restriktive Budgetgrenzen könnten falsche Ansätze für das hausärztliche Verordnungsverhalten liefern, da aus Angst vor Regressen kurzfristige Einsparungen gegenüber langfristigen Effekten priorisiert werden können.

Praktische Implikationen: Eine Bewertung von Einflussfaktoren für die Akzeptanz einer Intervention vor dessen Beginn ist bedeutend, um mit gezielten Änderungen die anwenderseitige Akzeptanz zu erhöhen und damit die Behandlungsergebnisse zu optimieren.

Appell für die Praxis: Bekannte Implementierungsbarrieren können adressiert werden und somit die Akzeptanz und Wirksamkeit einer Intervention verbessern.