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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Versorgungsgeschehen des akuten Schlaganfalls in Deutschland im Zeitraum von 2006–2017

Meeting Abstract

  • Dijana Naumoska - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie (IVE), Philipps-Universität Marburg (UMR), Fachbereich Medizin, Marburg, Deutschland
  • Michael Schneider - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie (IVE), Philipps-Universität Marburg (UMR), Fachbereich Medizin, Marburg, Deutschland
  • Otto Busse - Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft e.V., Berlin, Deutschland
  • Klaus Berger - Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Münster, Deutschland
  • Patrik Dröge - Wissenschaftlichen Instituts der AOK, Berlin, Deutschland
  • Christian Günster - Wissenschaftlichen Instituts der AOK, Berlin, Deutschland
  • Manfred Kaps - Universitätsklinikum Gießen, Neurologie, Deutschland
  • Björn Misselwitz - Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen, Eschborn, Deutschland
  • Nina Timmesfeld - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Bochum, Deutschland
  • Max Geraedts - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie (IVE), Philipps-Universität Marburg (UMR), Fachbereich Medizin, Marburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf063

doi: 10.3205/21dkvf063, urn:nbn:de:0183-21dkvf0639

Published: September 27, 2021

© 2021 Naumoska et al.
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Text

Hintergrund: Zur Verbesserung der Schlaganfallversorgung in Deutschland wurden in den letzten Jahren verschiedene qualitätsfördernde Maßnahmen (qfM) in regional unterschiedlichem Umfang eingeführt. Einzelne Bundesländer führten eine verpflichtende externe Qualitätssicherung (eQS) zum akuten Schlaganfall (eQS-SA) ein. Zudem existieren weitere Maßnahmen, wie z.B. Schlaganfallregister, Einrichtung von Stroke Units (SU) und diverse Projekt- bzw. Netzwerkaktivitäten (PN). Ob diese Maßnahmen über die Jahre zu einer flächendeckenden Verbesserung der Schlaganfallversorgung geführt haben, ist unklar.

Fragestellung:Wie hat sich das Versorgungsgeschehen von Patient:innen (PA) mit akutem Schlaganfall im Bundesgebiet von 2006 bis 2017 verändert?

Methode: Für die Analysen wurden alle dokumentierten Schlaganfälle (ICD-10: I60; I61; I63; I64; G45, ausgenommen G45.4; = „CI-ICD“ = cerebraler Insult) und „CI-OPS“ (8-98b, 8-981) aus den Qualitätsberichten (QB) deutscher Krankenhäuser (KH) und eine repräsentative Stichprobe aus den Krankenversicherungsdaten von AOK-PA mit Schlaganfall im Zeitraum von 2006 (QB)/2007 (AOK) bis 2017 verwendet. Diese Daten wurden auf Kreis-Ebene mit geografischen Daten (Bundesamt für Kartografie und Geodäsie) verknüpft. Zudem wurde der Datensatz um folgende Angaben zu qfM ergänzt:

1.
Zertifizierte SU: Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
2.
SU nach QB: Kodierung von mindestens 250 CI-ICD und 125 CI-OPS
3.
Schlaganfallregister: Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Schlaganfall-Register (ADSR).
4.
eQS-SA: eQS Gremien
5.
Projekt- bzw. Netzwerkaktivitäten: eQS Gremien und Internetrecherche.

Es erfolgte eine univariate Abbildung der Häufigkeiten und Durchdringungsgrade (Anteil behandelter Schlaganfälle unter einer qfM pro Landkreis). Der Trend verschiedener qfM-Kategorien im Jahresverlauf wurde bivariat anhand des Konkordanzkoeffizienten nach Kendall untersucht.

Ergebnisse: In 2006 wurden in Regionen mit qfM 80% der Schlaganfälle (QB) auch tatsächlich in einem KH mit qfM kodiert, in 2017 95%. Diese Entwicklungen spiegelten sich auch in den AOK-Daten wider, wobei in 2007 89% und in 2017 97% der PA unter qfM behandelt wurden. 2007 waren in 55% der behandelnden KH qfM vorhanden, 2017 in 72%. Die Durchdringung der Wohnorte mit qfM ist im Beobachtungszeitraum von 75% auf 95% gestiegen. Die Korrelationsanalysen zeigten einen signifikanten Trend hin zur Behandlung von PA in KH mit qfM in Abhängigkeit der Zeit.

Diskussion: Im Beobachtungsverlauf stieg der Anteil unter qfM behandelter PA im Bundesgebiet an. Inzwischen werden 95% aller Schlaganfälle in KH mit strukturierten QS-Maßnahmen aufgenommen. Inwieweit diese Durchdringung mit positiven Effekten für die Outcomes der PA verbunden ist, wird im Projektverlauf analysiert.

Praktische Implikationen: Die Analysen zum regionalen Versorgungsgeschehen liefern die Grundlagen für weitere Analysen zu den Effekten regionaler Interventionen auf die Versorgungsergebnisse in der Routine.

Appell für die Praxis: Um die Durchdringung der Schlaganfallversorgung mit qualitätsfördernden Maßnahmen analysieren zu können, müssen verschiedene Datenquellen, bisher aufwändig, verknüpft werden.