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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Geschlechtsspezifische Besonderheiten von gesundem Altern im höheren Lebensalter aus Sicht von Frauen und Männern (70+). Eine qualitative Untersuchung

Meeting Abstract

  • Katja Schladitz - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland
  • Margrit Löbner - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland
  • Franziska Förster - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland
  • Alexander Pabst - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland
  • Steffi G. Riedel-Heller - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf058

doi: 10.3205/21dkvf058, urn:nbn:de:0183-21dkvf0582

Published: September 27, 2021

© 2021 Schladitz et al.
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Text

Hintergrund und Forschungsstand: Der steigende Bevölkerungsanteil älterer Menschen stellt das Gesundheitssystem vor erhebliche Herausforderungen. Frauen und Männer altern unterschiedlich. Eine Vielzahl geschlechtsspezifischer Ungleichheiten in Gesundheit und Lebensdauer sind vermeid- und beeinflussbar durch Interventionen, jedoch sind ältere und hochaltrige Menschen in diesem Forschungsbereich häufig unterrepräsentiert.

Zielsetzung: Ziel der Studie ist die Untersuchung von Einstellungen und geschlechtsspezifischen Besonderheiten hinsichtlich gesunden Alterns aus der Perspektive von Frauen und Männern sowie darauf aufbauend die Generierung geschlechtsspezifischer und -übergreifender Empfehlungen für zielgerichtete Interventionen.

Methode: Die vorliegende Studie folgt einem qualitativen Forschungsdesign. Es wurden zwei Fokusgruppen bestehend aus älteren (70+) Frauen (N=10) und Männern (N=8) durchgeführt. Die Durchführung erfolgte leitfadengestützt in Anlehnung an das theoretische Rahmenkonzept der WHO zu Determinanten gesunden Alterns. Die Daten wurden mittels Audioaufzeichnung festgehalten und vollständig transkribiert. Die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring (2015) erfolgte mittels MAXQDA.

Ergebnisse: In beiden Fokusgruppen (Durchschnittsalter: Frauen=77,1 Jahre, Männer=74,9 Jahre) wurden geschlechtsspezifische Besonderheiten in Bezug auf gesundes Altern diskutiert. Frauen legten einen besonderen Fokus auf gesunde Ernährung, während bei Männern ein aktiver Lebensstil und eine sinnstiftende Tätigkeit im Vordergrund standen. Soziale Aktivitäten wurden in beiden Gruppen als wichtige Voraussetzung für gesundes Altern erachtet, jedoch falle die Pflege sozialer Kontakte Frauen leichter. Körperliche Aktivitäten wurden von Frauen und Männern als wichtig erachtet, jedoch mit unterschiedlicher Motivation (Frauen: Freude an der Aktivität selbst; Männer: Leistungsziele und Krankheitsprävention). Die Voraussetzungen gesunden Alterns wurden geschlechtsübergreifend im ländlichen Raum als ungünstiger eingeschätzt. Männer wünschten sich geschlechtsspezifische Angebote für männliche Senioren.

Diskussion: Es wurden wichtige geschlechtsspezifische Besonderheiten von Gesundheit im höheren Lebensalter identifiziert. Daraus wurden Empfehlungen sowohl für geschlechtsübergreifende als auch -spezifische Interventionen zur Förderung von positiven Gesundheitseinstellungen und -verhaltensweisen abgeleitet in den Bereichen: Ernährung, Sport, soziale Kontakte und Aktivitäten, gesundheitliche Vorsorge, lebenslanges Lernen, sinnhafte Tätigkeit im Alter, Training kognitiver Fertigkeiten, kritische Lebensereignisse im Alter und gesellschaftliche Rahmenbedingungen.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse liefern wichtige Hinweise zur Förderung und Erhaltung von Gesundheit im höheren Lebensalter. Frauen und Männer zeigen sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede in Bezug auf gesundheitsbezogene Bedürfnisse und individuelle Erfahrungen.

Appell für die Praxis: Geschlechtsspezifische Besonderheiten sollten im Rahmen von Präventions- und Interventionsprogrammen stärker berücksichtigt werden.