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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Soziodemographische Unterschiede bei der Wahrnehmung von Falschnachrichten in der COVID-19 Pandemie

Meeting Abstract

  • Nina-Alexandra Götz - Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Abteilung New Public Health, Osnabrück, Deutschland
  • Niels Hannemann - Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Abteilung New Public Health, Osnabrück, Deutschland
  • Lisa Schmidt - Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Abteilung New Public Health, Osnabrück, Deutschland
  • Birgit Babitsch - Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Abteilung New Public Health, Osnabrück, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf054

doi: 10.3205/21dkvf054, urn:nbn:de:0183-21dkvf0543

Published: September 27, 2021

© 2021 Götz et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Im Zuge der Corona-Pandemie hat die Nutzung und der Umgang mit digitalen Medien in einem erheblichen Ausmaß zugenommen. Maßnahmen und Ratschläge, um der „Infodemie“, wie sie die WHO [1] bezeichnet, und einem „information overload“ entgegenzuwirken, werden bereits diskutiert (siehe z.B. [2]). Insbesondere Fehl- und Falschinformation sind als besonders kritisch zu bewerten und erfordern zielgerichtete Maßnahmen. Bislang ist national erst wenig untersucht, welche soziodemographischen Unterschiede in Bezug auf den Erhalt resp. die Wahrnehmung von Falschnachrichten zur Corona-Pandemie bestehen.

Fragestellung und Zielsetzung: Die Fragestellung ist, welche soziodemographischen Unterschiede zeigen sich in Bezug auf die Wahrnehmung bzw. den Erhalt von Falschnachrichten zur Corona-Pandemie? Ziel ist eine Identifikation von soziodemographischen Unterschieden nach den Merkmalen Alter, Geschlecht und Bildung.

Methode oder Hypothese: Es wurde eine onlinebasierte Primärdatenerhebung zwischen dem 29. April und dem 8. Mai 2020 in der deutschen Bevölkerung durchgeführt. Die gewonnen Daten sind in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundesland (ungekreuzt) repräsentativ für die deutsche Bevölkerung. Die Ergebnisse wurden deskriptiv ausgewertet und signifikante Unterschiede mit dem Chi2-Test untersucht.

Ergebnisse: Deutschlandweit nahmen insgesamt 1.570 Personen, darunter 785 (50%) Frauen und 785 (50%) Männer, im Alter von 18–74 Jahren (MW = 46,08 Jahre) an der Befragung teil. Zwischen den Geschlechtern und den Altersgruppen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede, so dass 34,9% Männer und 31,3% Frauen angaben Falschnachrichten bekommen zu haben. In der Altersgruppe der 18–29-Jährigen haben 38,4% im Vergleich zu 31,0% in der Altersgruppe der über 65-jährigen angegeben Fake News erhalten zu haben. Zwischen den Bildungsgruppen zeigten sich hingegen deutlichere Unterschiede, so dass 30,9% innerhalb der niedrigen Bildungsgruppe angaben Fake News erhalten zu haben, aber 40,1% aus der hohen Bildungsgruppe.

Diskussion: In Bezug auf die Bildungsgruppen zeigen sich deutlichere Unterschiede, was darauf hinweisen kann, dass diese mit einer höheren Gesundheitskompetenz einhergehen und Personen aus höheren Bildungsgruppen Fake News auch eher identifizieren. Die Selbstbewertung in dem Fragebogen könnte allerdings zu Verzerrungen führen.

Praktische Implikationen: Die soziodemographischen Unterschiede sind v.a. zwischen den Bildungsgruppen ausgeprägt, so dass eine Kompetenzentwicklung entsprechend zu fördern ist.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Vor allem die bildungsbezogenen Unterschiede weisen auf einen Interventionsbedarf für einen kritischen Umgang mit Gesundheitsinformationen zur Corona-Pandemie.


Literatur

1.
WHO. Coronavirus disease (COVID-19) advice for the public: Mythbusters. Available from: https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019/advice-for-public/myth-busters. 2020 [Last Access: 12.03.2021]. External link
2.
Rathore FA, Farooq F. Information Overload and Infodemic in the COVID-19 Pandemic. J Pak Med Assoc. 2020 May;70(Suppl 3)(5):S162-S165. DOI: 10.5455/JPMA.38 External link