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Evaluation und Implementierung leitlinienkonformer physiotherapeutischer Versorgung von Personen mit Hüft- und Kniegelenksarthrose
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Published: | September 27, 2021 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Hüft- und Kniegelenksarthrose ist eine in der Bevölkerung weitverbreitete Erkrankung, die mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität sowie gleichzeitig hohen Kosten für das Gesundheitssystem einhergeht. Obwohl verschiedene Studien die Vorteile leitlinienkonformer Versorgung belegen, zeigen aktuelle Untersuchungen, dass das Verhalten von Physiotherapeut*innen von den in Leitlinien formulierten Empfehlungen abweicht. Als Gründe dafür werden häufig Zeitmangel, mangelnde Ressourcen oder fehlende Unterstützung am Arbeitsplatz genannt. Aufgrund von veralteten, die Ausbildung von Physiotherapeut*innen in Deutschland regelnden, gesetzlichen Grundlagen sowie fehlender wissenschaftlicher Kompetenzen und einer Unkenntnis über die aktuellen Leitlinien, muss von weiteren landesspezifischen Barrieren leitlinienkonformer Physiotherapie ausgegangen werden.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziele des Projektes sind die Evaluation leitliniengerechter Versorgung von Personen mit Hüft- und Kniegelenksarthrose in Deutschland sowie die Identifikation möglicher Barrieren und Förderfaktoren in der Anwendung evidenzbasierter Praxis. Aufbauend auf diesen Ergebnissen sollen die Entwicklung und Implementierung leitlinienkonformer Versorgungsmodelle in der physiotherapeutischen Versorgung erfolgen.
Methode: Zur Evaluation der Leitlinienkonformität soll eine deutschlandweite Online-Umfrage unter Physiotherapeut*innen durchgeführt werden, die Personen mit Arthrose der Hüft- und Kniegelenke behandeln. Die Befragung wird dabei vorrangig auf den jeweiligen Empfehlungen der AWMF-Leitlinien Koxarthrose und Gonarthrose basieren. In einem zweiten Schritt sollen mithilfe semi-strukturierter Interviews veränderbare Verhaltensweisen und Determinanten in Bezug auf leitlinienkonforme physiotherapeutische Versorgung identifiziert werden. Der Interviewleitfaden wird dabei auf Grundlage des Theoretical Domains Frameworks (TDF) erstellt und inhaltlich durch existierende Barrieren und Förderfaktoren sowie Ergebnisse aus Projektteil 1 ergänzt. Basierend auf den Erkenntnissen der Teilprojekte 1 und 2 soll die Entwicklung einer angepassten Implementierungs-Intervention nach den Empfehlungen des Behavioural Change Wheels (BCW) erfolgen. Notwendige Veränderungen hinsichtlich der priorisierten Zielfaktoren werden im Rahmen von Fokus-Gruppen mit Vertreter*innen der Studiengruppe und Repräsentant*innen des Zielkontexts ergründet. Mithilfe der BCW-Verflechtungsmatrix können anschließend spezifische Interventionsfunktionen (z.B. Schulungen, Anreize, Veränderungen der Umfeldbedingungen) und verhaltensändernde Techniken (z.B. Workshops, Schulungsmaterialien, Feedbackmechanismen, Therapietagebücher) abgeleitet werden. In einer kontrollierten Pilotstudie soll die angepasste Implementierungs-Intervention auf ihre Anwendbarkeit, Akzeptanz und Feasibilty sowie zur Abschätzung der Effektivität hin überprüft werden.