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Bayerischer Corona-Pflegebonus als Möglichkeit einer Bestandsaufnahme zur regionalen Versorgungssituation durch Pflegekräfte
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Published: | September 27, 2021 |
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Hintergrund: Prognosen zeigen, dass der Bedarf an Pflegekräften in den kommenden Jahren steigen wird [1]. Im Jahr 2019 sind bayernweit in Krankenhäusern 73.731 [2], in der stationären und ambulanten Langzeitpflege 108.481 Pflegekräfte [3] tätig. Für eine erfolgreiche Personalplanung bedarf es gesicherter Daten zur Anzahl, zum Beschäftigungsumfang und zur Qualifikation der Pflegekräfte in Bayern. Diese Informationen werden in den amtlichen Statistiken aktuell nicht systematisch erhoben und nicht regional differenziert.
Fragestellung und Zielsetzung: Der Freistaat Bayern gewährte im Jahr 2020 den Bayerischen Corona-Pflegebonus. Im Rahmen der Antragsstellung wurden soziodemografische Daten, der Einsatzort und der Beschäftigungsumfang insbesondere von Pflegekräften erhoben.
Ziel der Sekundärdatenanalyse ist es, die Verfügbarkeit von Pflegekräften in Bayern differenziert nach Stadt- und Landkreisen zu ermitteln.
Methode: Die Daten wurden von 14.04.2020 bis 30.06.2020 am Bayerischen Landesamt für Pflege erhoben. Begünstige im Sinne der Richtlinie waren Pflegekräfte in Krankenhäusern, Rehabilitationskliniken, stationären Alten-, Pflege- und Behinderteneinrichtungen sowie ambulanten Pflegediensten. Zudem waren weitere Berufsgruppen begünstigt, deren ausgeübte Tätigkeit der Pflege entspricht.
Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass der Pflegebonus an 273.517 Personen ausgezahlt wurde. Davon waren 184.968 (68%) im Bereich der Pflege tätig (M=43 Jahre). Andere begünstigte Berufsgruppen waren u.a. Heilerziehungspfleger oder Rettungsfachkräfte. Die Mehrheit der Pflegekräfte war im Krankenhaus (43%), gefolgt von der stationären (32%) und ambulanten Langzeitpflege (18%), beschäftigt. 25h pro Woche oder weniger arbeiteten 25% der Pflegekräfte im Krankenhaus, 21% in der Langzeitpflege und 39% in der ambulanten Pflege. Dies waren zu 94% Frauen im mittleren Alter (M=47 Jahre). Weitere deskriptive Analysen zur Qualifikation und regionalspezifischen Unterschieden sind beabsichtigt.
Diskussion: Die Analyse der administrativen Daten des Bayerischen Corona-Pflegebonus ermöglicht erstmalig eine regionale Bestandsaufnahme der Verfügbarkeit von Pflegekräften zum Zeitpunkt der ersten Welle der Pandemie. Die große Berufsgruppe der Pflegekräfte kann so mit einem moderaten Aufwand beschrieben werden. Die Aussagekraft der Ergebnisse könnte jedoch aufgrund der Erhebungsmethode oder fehlender Repräsentativität eingeschränkt sein.
Praktische Implikationen: Die Daten des Bayerischen Pflegebonus geben einen Einblick in die regionale Versorgungssituation durch Pflegekräfte, ersetzen aber nicht die Notwendigkeit einer systematischen und zentralen Datenerhebung.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Gesicherte Daten für eine Planung der pflegerischen Versorgung, insbesondere im Kontext der Pandemiebedingungen, sind unerlässlich und sollten daher routinemäßig erhoben werden.