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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Analyse regionaler und geschlechtsspezifischer Unterschiede bei Appendektomien auf kleinräumiger Ebene in Deutschland im Zeitraum von 2014 bis 2018

Meeting Abstract

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  • Lea Leeser - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland
  • Saskia E. Drösler - Hochschule Niederrhein, Krefeld, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf020

doi: 10.3205/21dkvf020, urn:nbn:de:0183-21dkvf0203

Published: September 27, 2021

© 2021 Leeser et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Anhaltender Forschungsbedarf zu regionalen Unterschieden von Operationshäufigkeiten besteht. Da es bei Appendektomien keine Mehrfacheingriffe auf Fallebene gibt, ist dieser Eingriff besonders gut zur Häufigkeitsbeurteilung geeignet. Eine frühere Analyse auf der Ebene der deutschen Landkreise (LK) zeigt für das Jahr 2012 bei Frauen erheblich höhere regionale Unterschiede der OP-Häufigkeiten als bei Männern.

Fragestellung und Zielsetzung: Wie unterscheiden sich die OP-Häufigkeiten bei Appendektomie nach Geschlecht und auf kleinräumiger Ebene in der Zeitreihe?

Methode: Datengrundlage sind indirekt altersstandardisierte bevölkerungsbezogene Operationsraten bei Männern und Frauen. Hierzu hat Destatis die Anzahlen der Leistung Appendektomie (OPS-Kodes) aus der DRG-Statistik aller Krankenhausfälle ab einem Alter von 15 Jahren der Jahre 2014, 2016 und 2018 für alle 401 LK bereitgestellt. Berechnet wurden für jeden LK indirekt altersstandardisierte bevölkerungsbezogene OP-Häufigkeiten.

Zur Beurteilung der regionalen Unterschiede hat sich die Systematic Component of Variation (SCV) etabliert, die im Vergleich zu Extrem-Ratio und Variationskoeffizient robuster gegenüber stark schwankender Nennerpopulationen (Bevölkerungsanzahlen der jeweiligen LK) ist. SCV-Werte größer als fünf geben Hinweis auf hohe Variationen und größer als zehn auf sehr hohe Variationen.

Ergebnisse: Jährlich werden in D rund 110.000 Appendektomien durchgeführt. Die OP-Häufigkeit ist im Zeitverlauf rückläufig, bei Frauen von 158,69 Eingriffe pro 100.000 Einwohnerinnen (EW) (2014) auf 139,73 pro 100.000 EW (2018) stärker als bei Männern (von 132,96 Eingriffe pro 100.000 Einwohner (EW) in 2014 auf 128,4 Eingriffe pro 100.000 EW in 2018). Bei der männlichen Population liegen kaum regionale Unterschiede vor (SCV2014=2,1, SCV2016=1,8 und SCV2018=2,0). Dagegen ist die SCV bei Frauen deutlich höher, sinkt jedoch über die Jahre 2014 bis 2018 von 6,1 auf 4,5 ab. Auch die Spannweite zwischen Minimum und Maximum der Raten auf LK-Ebene ist bei Frauen aufgrund der höheren maximalen Raten in allen Jahren deutlich höher als bei Männern.

Diskussion: In den letzten Jahren sind die zuvor beschriebenen auffälligen regionalen Unterschiede der Appendektomie-Häufigkeiten bei Frauen rückläufig. Ob dieser Trend auf einer Veränderung der Qualität der Indikationsstellung zur OP oder einer allgemeinen Änderung des Behandlungsregimes bei Appendizitisverdacht beruht, ist unklar.

Praktische Implikationen: Wegen unterschiedlicher Bevölkerungsgrößen der LK wird eine sachgerechte Beurteilung von regionalen Unterschieden der Versorgungshäufigkeiten erst durch abgeleitete Größen wie der SCV möglich. Darüber hinaus kann eine geschlechtsspezifische Analyse potentiell systematische Behandlungsunterschiede bei Männern und Frauen aufdecken.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Beurteilung regionaler Versorgungsunterschiede auf Basis der Inanspruchnahme sollte nicht alleinig auf bevölkerungsbezogenen Versorgungshäufigkeiten beruhen, sondern auf robusten Variationsmaßen und dabei geschlechtsspezifische Unterschiede berücksichtigen.