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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Nach Corona ist vor Corona – Evaluation eines regelbasierten Gesundheitssystems

Meeting Abstract

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  • Klaus Piwernetz - medimaxx health management GmbH, Aschau im Chiemgau, Deutschland
  • Edmund Neugebauer - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Neuruppin, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf460

doi: 10.3205/20dkvf460, urn:nbn:de:0183-20dkvf4609

Published: September 25, 2020

© 2020 Piwernetz et al.
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Hintergrund: Das deutsche Gesundheitssystem hat die Corona-Pandemie bisher besser bewältigt als zahlreiche andere Länder. Das bedeutet aber nicht, dass alles reibungslos funktioniert hätte. Bereits 2012 hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) eine Pandemie-Simulation durchgeführt und die Ergebnisse 2013 an den Bundestag [1] berichtet. Die Probleme waren damals die gleichen wie heute wieder! Trotz einer Koordinationsstelle „Kritische Infrastrukturen„ [2] und trotz aktualisierter Pandemiepläne aus den Jahren 2016 [3] und 2017 [4] wiederholten sich die Probleme als hätte es die Simulation nicht gegeben.

Stand der Forschung: 2019 berichteten wir über eine Regelbasis für eine Neukonstruktion des Gesundheitssystems [5]. Bei der Jahrestagung DKVF 2019 stellten wir dar, wie sich aktuelle Gesetze mit dem Regelwerk vereinfachen würden [6].

Fragestellung: In diesem Papier wird die Corona-Pandemie verwendet, um die Regelbasis weiter zu evaluieren. Was wäre bei der Bewältigung der aktuellen Pandemie besser gelungen?

Ergebnisse: Mit der Regelbasis wären in den fünf Ebenen folgende Elemente etabliert worden:

  • Ebene 1 (Gesundheitspolitik): Bewältigung einer Pandemie als Versorgungsziel (Regel G1), Etablierung klarer Verantwortlichkeiten über Rahmenbedingungen und zeitnahe Einbeziehung des Ethikrates (Regel G2).
  • Ebene 2 (Selbstorganisation): Übertragung des operativen Krisenmanagements an das neu einzurichtende „Nationale Institut für Gesundheit“ (Regel S1), datenbasierte Gesundheitsberichts­erstattung und Sicherstellung der informationstechnischen Interoperabilität (Regel S1).
  • Ebene 3 (Regionalisierung): Verantwortung für die ziel- und bedarfsorientierte regionale Anpassung (Regel R1), regionale Gesundheitsberichtserstattung als Entscheidungsgrundlage für die schrittweise Lockerung (Regel R1), Aufbau regionaler Versorgungsketten von der Testung bis zur Nachbetreuung (Regel R2), aktiver Ausgleich von Ressourcen, Kapazitäten und Materialien (Regel R3).
  • Ebene 4 (Einrichtungen): Integration der Einrichtungen in Versorgungsketten (Regel E1), Sicherstellung von Zugang und Kontinuität durch einrichtungsinterne Prozesse unter Nutzung der elektronischen Patientenakte (Regel E2), begleitende Evaluation der Outcomes (Effektivität) und der des Ressourceneinsatzes (Effizienz) (Regel E3).
  • Ebene 5 (Behandlung): gesundheitskompetente Patienten wirken aktiv mit, hilfsbedürftige Patienten werden gezielt unterstützt (Regel P1), Behandlungsteams haben Zugang zu evidenzbasierten Behandlungspfaden und verfügen über angemessene Ausstattung (Regel P2), der Ethische Kodex bietet eine Grundlage für ein angemessenes Verhältnis von Nutzen zu Aufwand und Schaden (Regel P3).

Praktische Implikationen: Zusammenfassend zeigt sich, dass unter Einsatz der Regeln die Fähigkeiten des erneuert konstruierten Gesundheitssystems geeignet wären, um Krisen wie die aktuelle Pandemie sicherer und mit weniger Aufwand zu bewältigen. Damit würde sich auch das Leiden für die Bevölkerung und die ökonomische Belastung der Gesellschaft erheblich reduzieren.