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Auswirkungen der Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit bei alten Menschen und lebenslimitierend erkrankten Menschen: Eine systematische Literaturübersicht
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Published: | September 25, 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Verschiedene Ansätze zur Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit, basierend auf Erfahrungslernen, theoretischer Wissensvermittlung oder psychotherapeutischen Gesprächsformen, wurden hinsichtlich ihrer jeweiligen Auswirkungen auf das Wohlbefinden und den Umgang mit Tod und Sterben bewertet. Bisher fehlt es jedoch an einer Übersicht, die die Auswirkungen verschiedener Ansätze bei lebenslimitierend erkrankten und älteren Menschen synthetisiert und diskutiert.
Fragestellung und Zielsetzung: Die Studie befasst sich mit der Frage, wie die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit gestaltet sein kann und wie sich diese bei Menschen ab 65 Jahren und Menschen mit einer lebenslimitierenden Erkrankung auswirken. Diese systematische Übersicht soll das Ableiten praktischer Implikationen ermöglichen und Grundlage für weitere Forschungsprojekte bieten.
Methode: Aus den Datenbanken PubMed, PsycInfo und der Web of Science Core Collection wurden sowohl qualitative als auch quantitative Studien identifiziert, die die Perspektive der Zielgruppen darlegen. Das zweistufige Sceeningverfahren sowie die qualitative Bewertung der Studienberichte mittels des Bewertungsinstruments CASP (Critical Appraisal Skills Programme) wurde von zwei Gutachterinnen unabhängig durchgeführt. Die Synthese der Ergebnisse erfolgte narrativ in Anlehnung an die Metasummary von Sandelowski und Barroso [1].
Ergebnisse: Es wurden 44 Studien eingeschlossen, davon stammt eine Mehrzahl mit quantitativem Studiendesign aus den USA oder China. Psychosoziale Ansätze, die den Lebensrückblick fokussieren, wie Dignity Therapy oder Life Review Therapien wurden im Gegensatz zu psychoedukativen Ansätzen, spirituellen Ansätzen und Erfahrungslernen weitaus umfassender erforscht. Auswirkungen der Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit sind inkongruent, weisen aber tendenziell positive Effekte auf Wohlbefinden, Lebensqualität, Angst vor dem Sterben und Depression auf. Insgesamt ist die Akzeptanz gegenüber Ansätzen der Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit hoch.
Diskussion/praktische Implikationen: Während psychosoziale Kurzinterventionen gut erforscht sind, fehlt es im Allgemeinen an qualitativen Forschungsberichten und im Besonderen an Evaluationen mit Fokus auf das Erfahrungslernen oder psychoedukativen Ansätze.
Diese Übersichtsarbeit zeigt auf, welche nicht-medizinischen Versorgungsangebote mit dem Ziel der Verbesserung der Lebensqualität und des Wohlbefindens bestehen und wie sich verschiedene Ansätze auswirken. Die Mehrzahl an Angeboten ist organisatorisch sowie finanziell niedrigschwellig zu implementieren und wird von den Teilnehmenden positiv wahrgenommen.