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Rehabilitationsmaßnahmen nach überlebter Sepsis – eine Analyse basierend auf AOK-Daten
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Published: | September 25, 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Sepsis ist die schwerste Komplikation von Infektionen. Überlebende leiden häufig unter physischen, kognitiven und mentalen Langzeitfolgen (2). Der post-akuten bzw. post-stationären Rehabilitation kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Die rehabilitative Versorgung von Sepsisüberlebenden in Deutschland ist nur unzureichend erforscht.
Fragestellung und Zielsetzung: Wie häufig erhalten Patienten mit bzw. nach überlebter Sepsis eine Rehabilitation? Gibt es systematische Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne Anschlussrehabilitation?
Methode oder Hypothese: In 2013-2014 wurden unter 26,7 Mio. erwachsenen AOK-Versicherten krankenhausbehandelte Patienten mit Sepsis entsprechend ICD-10-Entlassdiagnose identifiziert. Diese mussten in den 24 Monaten vor Krankenhausaufenthalt mit Sepsis sepsisfrei gewesen und seit 2008 bzw. in einem bis zu dreijährigen Nachbeobachtungszeitraum durchgängig AOK-versichert sein. Rehabilitation wurde definiert als:
- 1.
- Frührehabilitation im Indexaufenthalt: OPS-Code 8-55,
- 2.
- Anschlussrehabilitation: Entlassart 09,
- 3.
- Weiterführende Rehabilitation: ≥1 Rehabilitationsfall in 6 Monaten nach Entlassung.
Ergebnisse: Es wurden 159.684 Patienten identifiziert (Durchschnittsalter 74 (SD 12,8) Jahre, 53% männlich). 87% hatten mind. eine Vorerkrankung nach Charlson-Comorbidity Index (CCI). Den Akutaufenthalt überlebten 116.507 (73%) der Patienten, wovon 4,4% eine Frührehabilitation im Indexaufenthalt erhielten und 5,5% direkt in die Rehabilitation entlassen wurden. 64.990 (40,7%) der Patienten erlitten eine schwere Sepsis, 55,2% überlebten diese. Unter den Überlebenden war der Anteil stationärer Frührehabilitation 4.2%; 8,6% wurden in eine Anschlussrehabilitation entlassen.
Sepsispatienten, die in die Rehabilitation entlassen wurden, waren signifikant jünger, häufiger männlich und hatten häufiger Operationen. Sie hatten häufiger keine Vorerkrankungen (CCI=0: 13,1% vs. 10,0%, p<0,001), waren seltener schwer multimorbide (CCI>4: 24,7% vs. 28,0%, p<0,001) und hatten häufiger einen respiratorischen bzw. abdominellen Infektfokus als Patienten, die nicht in die Rehabilitation entlassen wurden. Insgesamt hatten sie eine höhere Krankheitsschwere der Sepsis (Anteil septischer Schock 15,5% vs. 6,3%, p<0,001, Anzahl Organversagen 1,6 vs. 0,9 p<0,001).
Von 100.223 nicht-erwerbstätigen Sepsisüberlebenden (Rentenbezieher, Leistungsbezug nach Arbeitsförderungsgesetz, Familienversicherte, n=100.223 Überlebende von 139.540 Patienten), für die auch Rehabilitationen identifiziert werden konnten, die nicht an den Indexaufenthalt anschlossen, erhielten zusätzliche 2,3% eine weiterführende Rehabilitation in den folgenden 6 Monaten.
Diskussion: Auch wenn nach Sepsis häufig Folgeerkrankungen auftreten, erhält nur ein geringer Anteil von Patienten nach Sepsis eine Rehabilitation. Diese Patienten sind geringer vorerkrankt, haben aber schwerere Verläufe im Akutaufenthalt.
Praktische Implikationen: Basierend auf dieser ersten Erfassung wird im Projekt SEPFROK untersucht, ob diese effektiv und aus Sicht der Patienten zufriedenstellend sind.