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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Evaluation des Netzwerk OnkoAktiv aus Patientenperspektive. Modellprojekt zur bewegungstherapeutischen Versorgung onkologischer Patienten

Meeting Abstract

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  • Annelie Voland - Nationales Centrum für Tumorerkrankungen – NCT, Heidelberg, Deutschland
  • Joachim Wiskemann - Nationales Centrum für Tumorerkrankungen – NCT, Heidelberg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf391

doi: 10.3205/20dkvf391, urn:nbn:de:0183-20dkvf3912

Published: September 25, 2020

© 2020 Voland et al.
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Hintergrund: Hunderte Studien zeigen, dass Sport und Bewegung einen signifikant positiven Effekt auf den Therapieverlauf von Krebspatienten haben. Eine spezifisch durchgeführte Sport- und Bewegungstherapie kann die vielfältigen Nebenwirkungen einer Krebstherapie deutlich reduzieren [1]. Doch trotz umfangreicher Evidenz wird deutlich, dass es noch flächendeckend an qualifizierten, onkologischen Bewegungsangeboten fehlt [2], das Netzwerk OnkoAktiv (OA) möchte diese Versorgungslücke schließen.

Zielsetzung: Ziel war es, den Einfluss körperlicher Aktivität (KA) während und nach Krebserkrankungen innerhalb von community- basierenden, wohnortnahen Bewegungsangeboten zu untersuchen, sowie Stärken und Schwächen aus Patientensicht zu identifizieren. Diese erstmalige Evaluation bildet, als Pilotprojekt, die Grundlage für ein nationales Evaluationskonzept.

Methode: Über einen Interventionszeitraum von sechs Monaten wurde eine quantitative, prospektive, einarmige Längsschnittbefragung zu drei Messzeitpunkten (MZ) (T1: Erstkontakt bei OA, T2: erfolgreiche Vermittlung zu einer OA- Trainingsinstitution, T3: Abschluss der 8. Trainingswoche) durchgeführt. Fragebogeninhalte bezogen sich auf das Level KA vor und nach der Krebsdiagnose, Lebensqualität (LQ), sportbezogene Selbstwirksamkeit, Patientenzufriedenheit und Qualitätsparameter der OnkoAktiv- Leistungen.

Ergebnisse: Es wurden 86 Patienten an 34 verschiedene Trainingsinstitutionen vermittelt, wovon 60 Patienten (39 Frauen; 21 Männer) rekrutiert wurden und 43 Patienten T3 erreichten. Die durchschnittliche Vermittlungsdauer betrug 42 Tage (min. 5/max. 110 Tage). Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung der globalen LQ und Erhöhung der Gesamtaktivität in MET- Minuten nach 8 Wochen Trainingsbeteiligung. Als größte Problembereiche wurden Fatigue, Schlafstörungen, körperliche Funktionseinschränkungen und Konzentrationsschwierigkeiten berichtet, wobei fast alle Bereiche einen positiven Trend der Verbesserung zeigten, unabhängig jeglicher Erkrankungsparameter oder Therapiestadium. 93% der Patienten zeigten eine hohe Patientenzufriedenheit und Qualitätsbewertung. Die Dropout- Quote lag bei 28.3%, welche mit einer erhöhte Symptomlast durch Ängste und Sorgen, sowie finanzielle Probleme assoziiert war.

Diskussion: Krebspatienten profitieren auf körperlicher, als auch psychischer Ebene von community- basierten Bewegungsangeboten. Es zeigt sich insbesondere ein positiver Einfluss auf die globale LQ.

Praktische Implikationen: Das Netzwerk OA stellt einen evidenten Ansatz einer community- basierten, bewegungstherapeutischen Versorgungsstruktur für onkologische Patienten dar, welcher erstmalig ein therapiephasenübergreifendes Versorgungskonzept deutschlandweit und flächendeckend implementieren kann.


Literatur

1.
Campbell KL, Winters-Stone KM, Wiskemann J, May AM, Schwartz AL, Courneya KS, Zucker DS, Matthews CE, Ligibel JA, Gerber LH, Morris GS, Patel AV, Hue TF, Perna FM, Schmitz KH. Exercise Guidelines for Cancer Survivors: Consensus Statement from International Multidisciplinary Roundtable. Med Sci Sports Exerc. 2019 Nov;51(11):2375-2390. DOI: 10.1249/MSS.0000000000002116 External link
2.
Pfaff H, Neugebauer, Schrappe M, Glaeske G. Lehrbuch Versorgungsforschung: Systematik – Methodik – Anwendung. 2. Aufl. Stuttgart: Schattauer Verlag; 2017.