gms | German Medical Science

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Bedürfnisse und Präferenzen bei arteriosklerotischen Gefäßerkrankungen aus der Patientenperspektive – Ergebnisse einer Patientenbefragung

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Inga-Marion Thate-Waschke - Bayer Vital GmbH, Leverkusen, Deutschland
  • Gabi Baus - pharma-Insight GmbH, Solingen, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf385

doi: 10.3205/20dkvf385, urn:nbn:de:0183-20dkvf3857

Published: September 25, 2020

© 2020 Thate-Waschke et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Nachdem die Patientensicht beim Management vieler, insbesondere chronischer Erkrankungen früher eine untergeordnete Rolle spielte, ist nun erkannt worden, dass die Einbindung der Patienten für den optimalen Einsatz von Gesundheitsressourcen und Therapieerfolg ein entscheidender Faktor ist. Die Patientenperspektive rückt deshalb zunehmend in den Fokus von Gesetzgeber, Behörden, Gesundheitsdienstleistern und auch der Pharma- und Medizinprodukteindustrie.

Methodik: Die Studie erfolgte zweistufig: basierend auf moderierten Gruppendiskussionen (36 Patienten, jeweils 18 mit Koronarer Herzkrankheit (KHK) bzw. peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK)) wurde ein Themen- und Fragenkatalog für eine zweite, quantitative Befragung von 100 Patienten mit KHK und/oder pAVK entwickelt. 50% der Patienten wurden telefonisch befragt, 50% nutzten die online-Version. Die Fragen betrafen allgemeine Ansichten und Bedürfnisse der Patienten, das Arzt-Patienten-Verhältnis, potentielle Probleme und Unterstützungen zur Medikationsadhärenz, Informationsbedarf und Identifikation von „unmet needs“.

Ergebnisse: Es wurden 100 Patienten (50% KHK, 24% pAVK, 26% KHK + pAVK) eingeschlossen. Sie waren überwiegend männlich (69%), die Mehrheit war zwischen 50 und 69 Jahre alt. Die Patienten waren stark belastet: Patienten mit pAVK deutlich stärker als nur mit KHK. Die meisten waren zufrieden mit den durch den Arzt vermittelten Informationen. Vertrauenswürdige Informationsquellen waren Ärzte und Apotheker. Besonderes Informationsbedürfnis bestand bei Symptomverschlechterung oder Auftreten markanter Ereignisse wie einem Infarkt. Über 90% der Patienten nutzten Geräte zur medizinischen Überwachung wie Blutdruckmessgeräte oder Fitness-Tracker. Daten wurden mit Ärzten geteilt, jedoch nicht mit Krankenversicherungen, Softwareunternehmen oder der pharmazeutischen Industrie. Medikationsadhärenz wurde als problemlos eingestuft. Die Hälfte der Patienten nutzt einfache Hilfsmittel wie Dispenser oder wurden von Angehörigen unterstützt.

Diskussion: Der Bedarf an vertrauenswürdigen Informationen ist bei Patienten mit arteriosklerotischen Gefäßerkrankungen stark ausgeprägt; eine Schlüsselrolle kommt den behandelnden Ärzten zu. Patienten weisen einen kontinuierlichen Informationsbedarf auf, der bei Veränderungen wie Symptomverschlechterung, dem Auftreten von Nebenwirkungen oder Ereignissen besonders ausgeprägt ist. Die persönliche Einschätzung der Medikationsadhärenz stimmt nicht mit dem Bild aus Studien und Registern überein [1]. Es scheint eine positive Sicht auf das eigene Verhalten vorzuliegen. Bei dem Gespräch mit einem Patienten sollten dessen Perspektive, seine Bedürfnisse und Erwartungen stärker beachtet werden, um die Zufriedenheit und den Erfolg der Therapie zu verbessern.


Literatur

1.
Sabaté E. WHO Adherence to Long Term Therapies Project, Global Adherence Interdisciplinary Network. Adherence to long-term therapies: evidence for action. Geneva: WHO; 2003.