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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Die Patientenberatung als Instrument zur Unterstützung und Sicherung der Arzt-Patienten-Beziehung

Meeting Abstract

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  • Ina Wagner - Institut I – Beruf, Bildung, Medien, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf384

doi: 10.3205/20dkvf384, urn:nbn:de:0183-20dkvf3844

Published: September 25, 2020

© 2020 Wagner.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Erhöhung der Komplexität in allen Bereichen des Lebens führt zu einem erhöhten Beratungsbedarf der Menschen. Auch die Anforderungen an die Behandler und Patientenschaft haben sich verändert. Shared-decision-making, der mündige Patient und partizipative Entscheidungen sind dabei nur drei Punkte die stellvertretend zu nennen sind. In der Praxis ist die Umsetzung schwierig und die beteiligten Akteure stehen Anforderungen gegenüber, welche sie zum Teil nicht erfüllen können.

Fragestellung und Zielsetzung: Das sich vorstellende Forschungsprojekt bewegt sich im Raum der klientenzentrierten Beratungsforschung und stellt die Frage nach den Auswirkungen des Beratungsprozesses auf den Klienten. Dabei wird untersucht wie die Beziehung zwischen Arzt und Patient durch einen Patientenberatung unterstützt werden kann, um diese zu erhalten bzw. das Vertrauen wieder herzustellen. Dabei wurde ein besonderes Beratungsformat ausgewählt und seit 2013 empirisch untersucht. Der hier verwendete Ansatz der rekonstruktiven Sozialforschung verbindet bestehende Theorien des Empowerment und setzt als Ziel die Weiterentwicklung dieser Theorien an.

Methode oder Hypothese: Hierbei wurden Gruppendiskussionen mit Beratern, Interviews mit Klienten und ein quantitativer Fragebogen für die Behandler angewendet.

Ergebnisse: Es zeigt sich, dass die triadischen Beziehung in der der Berater Teil dieser Beziehung wird, dazu führt, dass der Klient offene Fragen, Unsicherheiten und Ängste formuliert und kommuniziert, welche er dem Behandler gegenüber nicht geäußert hat, sich nicht getraut hat zu fragen oder ihm erst im Nachgang eingehen, er aber nicht den Weg zurück zum Behandler sucht. Besonders existentielle, finanzielle Ängste und das Vertrauen zum Mediziner stellen weitere Hauptthemen dar, die innerhalb der Beratung besprochen werden. Die Klienten äußern dabei vielfach, dass die Beratung sie befähigt hat besser mit dem Behandler zu sprechen, sich besser darauf vorzubereiten und sie emotionale Unsicherheiten abbauen konnten. Auch die Mediziner äußerten sich bezüglich der Öffnung der Beziehung dahingehend, dass diese die Behandlung stützen und fördern können, da die ökonomischen Faktoren aufgeweicht werden (Zeit, Raum, Kosten).

Diskussion: Für die Arbeit der Mediziner stellt dieser Ansatz eine Unterstützung dar, welche auch den Klienten unterstützt an partizipativen Entscheidungen teilnehmen zu können und verbessert dadurch die Arzt-Patienten-Beziehung um einen guten Behandlungsverlauf zu erreichen. Die Grenzen des Instrumentes sind klar und es stellt keinen Ersatz zur Beratung des Behandlers dar. Dennoch bietet der zusätzliche beratende Ansatz einen Raum, welcher den Klienten flexibler, offen und neutraler zur Verfügung steht.

Praktische Implikationen: Systemisch gesehen kann ein niederschwelliges Beratungsangebot dem Gesundheitssystem und der Gesellschaft dahingehend nutzen, dass juristische Auseinandersetzungen, vergangenes Vertrauen in die Ärzteschaft und das Gefühl von zu starker Ökonomie entgegen gewirkt werden kann. Die Ergebnisse sind somit Qualitätssicherung, Professionsentwicklung und Sicherung des Vertrauens in das Gesundheitssystem.