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Verbesserung der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen für Patient*innen ohne Milz: Entwicklung einer Intervention und Vorstellung erster Ergebnisse zur Zufriedenheit
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Published: | September 25, 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: In Deutschland wird bei ca. 8000 Menschen pro Jahr die Milz entfernt. Die Milz hat eine zentrale Rolle in der Immunabwehr, und Personen ohne Milz(-funktion) haben lebenslang ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere, invasive Infektionen, wie z.B. eine schwer verlaufende Sepsis mit Mortalitätsraten von bis zu 50?%. Es stehen effektive Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung dieser Infektionen in Form von Impfungen, Antibiotika-Prophylaxe sowie Patientenaufklärung zur Verfügung. Trotz klarer Empfehlungen nationaler und internationaler Fachgesellschaften ist die Umsetzung dieser Maßnahmen äußerst schlecht. So besaßen nur 6% der Patient*innen, die im Rahmen der regulären Versorgung betreut wurden, den kompletten Impfschutz gemäß den aktuellen Empfehlungen.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel des Projekts ist es, eine gesundheitspsychologisch fundierte Intervention zur Verbesserung der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen für Patient*innen ohne Milz zu entwickeln und zu evaluieren. Im eingereichten Beitrag werden die Intervention und erste patientenseitige Daten zur Bewertung der Intervention vorgestellt.
Methode oder Hypothese: Die Intervention richtet sich an Ärzt*innen und Patient*innen (hier Fokus auf Patient*innen) und wird in Form von Telefonschulungen durchgeführt. Theoretische Grundlage der Intervention ist das HAPA-Modell. Darauf basierend adressiert die Intervention die Risikowahrnehmung, eine positive Handlungsergebnis- und Selbstwirksamkeitserwartung sowie die konkrete Planung des Präventionsverhaltens. Zusätzlich werden Informationen über Präventionsmaßnahmen bei fehlender Milz vermittelt, die den Proband*innen vorab zugesandt werden.
Die Bewertung der Schulung erfolgt anhand eines Bewertungsbogens, den die Patient*innen nach der Intervention bearbeiten. Der Fragebogen umfasst 6 Items, die nach dem Schulnotensystem bewertet werden. Die Datenerhebung läuft gegenwärtig, es ist geplant, dass 100 Personen an der Schulung teilnehmen. Momentan liegen Daten von N=29 Teilnehmenden vor.
Ergebnisse: Es werden die Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der Items des Bewertungsbogens dargestellt. Die Teilnehmenden (63,2% Frauen, Altersdurchschnitt=58.05 Jahre, SD=15,70) bewerteten die Schulung wie folgt: Auswahl der Themen: M=1,54 (SD=0,76), Verständlichkeit der Inhalte: M=1,44 (SD=0,49), Nutzen der Inhalte: M=1,48 (SD=0,64), Gesprächsatmosphäre: M=1,37 (SD=0,71), Möglichkeit zu Rückfragen: M=1,50 (SD=0,58) und Gestaltung der Materialien: M=1,58 (SD=0,50). Der Gesamt-Mittelwert beträgt 1,48.
Diskussion: Die vorläufigen Ergebnisse zur Bewertung der Patientenschulung weisen darauf hin, dass die Schulung von den Patient*innen als verständlich und relevant eingeschätzt wird. Im weiteren Studienverlauf wird evaluiert, ob die Intervention auch effektiv im Hinblick auf die Umsetzung der Präventionsmaßnahmen und die Infektionsprophylaxe ist.
Praktische Implikationen: Im Anschluss an den Evaluationsprozess soll die Schulung auf der Website https://asplenie-net.org/ öffentlich zur Verfügung gestellt werden, um eine künftige Implementierung in der Regelversorgung zu ermöglichen.