gms | German Medical Science

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Settingsensitive Konzeptualisierung und Erfassung der Lebensqualität in der telemedizinischen Versorgung (Tele-QoL): Entwicklungsstand und Pilotierungsergebnisse

Meeting Abstract

  • Klara Greffin - Universität Greifswald, Lehrstuhl Gesundheit und Prävention, Greifswald, Deutschland
  • Holger Mühlan - Universität Greifswald, Lehrstuhl Gesundheit und Prävention, Greifswald, Deutschland
  • Neeltje van den Berg - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine/Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Wolfgang Hoffmann - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine/Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Oliver Ritter - Städtisches Klinikum Brandenburg, Hochschulklinik für Kardiologie und Pulmologie, Brandenburg an der Havel, Deutschland; Medizinische Hochschule Brandenburg -Theodor Fontane, Brandenburg an der Havel, Deutschland
  • Michael Oeff - Städtisches Klinikum Brandenburg, Hochschulklinik für Kardiologie und Pulmologie, Brandenburg an der Havel, Deutschland
  • Georg Schomerus - Universitätsmedizin Leipzig, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Leipzig, Deutschland
  • Silke Schmidt - Universität Greifswald, Lehrstuhl Gesundheit und Prävention, Greifswald, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf333

doi: 10.3205/20dkvf333, urn:nbn:de:0183-20dkvf3330

Published: September 25, 2020

© 2020 Greffin et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Reviews zeigen Inkonsistenzen im Nachweis der intendierten Wirksamkeit von Telemedizin (TM) auf die Lebensqualität (LQ). Ursächlich könnte auch eine mangelnde Sensitivität der Instrumente sein, die für Wirksamkeitsnachweise innovativer TM-Anwendungen eingesetzt werden.

Zielsetzung: Ziele des Forschungsprojekts sind die Rekonzeptualisierung der LQ im TM-Kontext und die darauf aufbauende Entwicklung und Testung eines settingsensitiven „Add-on“ Instruments zur Erfassung von versorgungsspezifischen Aspekten der LQ im TM-Kontext.

Methode: Systematischer Literaturreview zu den in TM-Wirksamkeitsstudien definierten patientenbezogenen Zielkriterien und verwendeten LQ-Instrumenten (n=482 Studien eingeschlossen). Ergänzende Einzelinterviews (n=63) und 15 Fokusgruppen (n=68) mit chronisch physisch oder psychisch erkrankten Patient*innen und Versorgenden aus dem TM-Setting, die mit MAXQDA nach dem inhaltsanalytischen Ansatz von Mayring ausgewertet wurden.

Ergebnisse: Das finale Kategoriensystem umfasste vier Domänen mit 35 Kategorien. Cognitive Debriefings führten zum Ausschluss von 122 Items. In der Expertenumfrage wurden die 105 Items des vorläufigen Instruments bewertet, wobei eine durchschnittliche Anzahl von etwa 20 Items als optimaler Umfang beurteilt wurde (M=19, SD=11.29). Psychometrische Analysen der Pilotierungsdaten bestätigen die multidimensionale Struktur des Itempools mit einem starken gemeinsamen Faktor höherer Ordnung. Auf Einzelitemebene zeigten sich z.T. bimodale und schiefe Verteilungen der Antworthäufigkeiten.

Diskussion: Die Ergebnisse der qualitativen (Domänen des Kategoriensystems) und quantitativen Analysen (Dimensionalität des Itempools) bestätigen, dass das Konzept der LQ im TM-Kontext um eine versorgungsspezifische Domäne zu erweitern ist. Die abschließende Revision zielte auf Optimierung des Instruments ab (u.A. Reduktion des Itemumfangs); die finale Version wird in einer Validierungsstudie psychometrisch geprüft (n=200) und anschließend in einer klinischen Studie zur Evaluation der TM-Maßnahmen implementiert. Die Entwicklung einer englischsprachigen Version ist vorgesehen, bisherige Ergebnisse indizieren zudem das Potenzial für ein computer-adaptives Testmodul.

Praktische Implikationen: Ein settingbezogenes Instrument zur Messung der LQ im TM-Kontext erlaubt eine sensitivere Erfassung der intendierten Effekte im Rahmen von Wirksamkeitsstudien. Dies leistet einen Beitrag zur Evidenzbasierung sowie zur Weiterentwicklung innovativer Anwendungen und trägt zu einer verstärkten Patientenzentrierung von TM bei.