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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Selbsteingeschätzte Gesundheitskompetenz und Behandlungsadhärenz bei älteren Menschen – Ein systematisches Review

Meeting Abstract

  • Moritz Schönfeld - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Stefanie Pfisterer-Heise - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Corinna Bergelt - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf316

doi: 10.3205/20dkvf316, urn:nbn:de:0183-20dkvf3168

Published: September 25, 2020

© 2020 Schönfeld et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Ältere Menschen verfügen häufig über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz. Gleichzeitig steigt mit dem Alter die Anzahl der Erkrankungen und damit die Anzahl verordneter Medikamente. Angesichts einer älter werdenden Bevölkerung wurde in zahlreichen Studien der Zusammenhang zwischen der Gesundheitskompetenz älterer Menschen und ihrer Behandlungsadhärenz untersucht. Im Ergebnis zeigt sich ein inkonsistentes Bild, das auf die folgenden Aspekte zurückzuführen sein könnte: Den Einsatz unterschiedlicher Erhebungsformate (testbasiert vs. selbsteinschätzend) zur Erfassung von Gesundheitskompetenz sowie den Einbezug unterschiedlicher Altersgruppen in die Analysen dieses Zusammenhangs.

Fragestellung und Zielsetzung: Welche Ausprägungen und Zusammenhänge von selbsteingeschätzter Gesundheitskompetenz und Behandlungsadhärenz lassen sich bei über 60-Jährigen finden?

Methode oder Hypothese: Eine systematische Literatursuche wurde im Juli 2019 (Aktualisierung der Suche im Juli 2020) in folgenden Datenbanken durchgeführt: PubMed, CINAHL, Cochrane Library, Epistemonikos, LIVIVO. Eingeschlossen wurden Primärstudien (Englisch, Deutsch), die ein validiertes Instrument zur Erfassung von selbsteingeschätzter Gesundheitskompetenz, von Behandlungsadhärenz sowie eine Analyse der Zusammenhänge enthielten. Es wurden ausschließlich Studien mit Stichproben älterer Menschen (>60 Jahre) eingeschlossen.

Ergebnisse: Von 1.213 potenziell relevanten Studien wurden nach Titel- und Abstractscreening sowie Volltextanalyse neun Studien in das Review eingeschlossen. Sechs dieser Studien ergaben einen höheren Anteil an Personen mit inadäquater Gesundheitskompetenz, eine Studie enthielt mehr Personen mit adäquater Gesundheitskompetenz und zwei Studien enthielten keine entsprechenden Informationen. Behandlungsadhärenz wurde in allen Studien anhand von Medikationsadhärenz erfasst. Sechs Studien enthielten mehr Personen mit niedrigen Ausprägungen von Medikationsadhärenz, drei Studien mehr Personen mit hohen Ausprägungen. Sechs Studien fanden einen signifikant positiven Zusammenhang zwischen Gesundheitskompetenz und Medikationsadhärenz, während eine Studie von nicht signifikanten Zusammenhängen berichtete und zwei weitere gemischte Ergebnisse zeigten.

Diskussion: Der hohe Anteil an Studien mit (signifikant) positiven Zusammenhängen zwischen selbsteingeschätzter Gesundheitskompetenz und Behandlungsadhärenz zeigt ein tendenziell einheitliches Bild, welches im Kontext der teilweise unterschiedlichen Studiendesigns und Stichprobengrößen aber mit Vorsicht interpretiert werden sollte.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse in diesem Review verdeutlichen bestehende Forschungslücken und weisen auf die Notwendigkeit einer differenzierteren Erfassung und Analyse der Zusammenhänge von Gesundheitskompetenz und Behandlungsadhärenz bei älteren Menschen hin. Weitere Untersuchungen mit differenzierten Studiendesigns insb. in Bezug auf Alterssubgruppen sind zentral, um die Zusammenhänge zuverlässiger beurteilen zu können.