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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Analyse der Wirksamkeit resilienzfördernder Qualifizierungsmaßnahmen für Beschäftigte in Krankenhäusern

Meeting Abstract

  • Constanze Sörensen - HAW Hamburg, KoPM-Zentrum, Hamburg, Deutschland
  • Andrea Kleipoedszus - HAW Hamburg, KoPM-Zentrum, Hamburg, Deutschland
  • Peter Stratmeyer - HAW Hamburg, KoPM-Zentrum, Hamburg, Deutschland
  • Knut Dahlgaard - HAW Hamburg, KoPM-Zentrum, Hamburg, Deutschland
  • Kirsten Kopke - Hochschule 21, Klinische Pflege, Buxtehude, Deutschland
  • Anneli Röhr - Westküstenkliniken Brunsbüttel und Heide gGmbH, Heide, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf289

doi: 10.3205/20dkvf289, urn:nbn:de:0183-20dkvf2896

Published: September 25, 2020

© 2020 Sörensen et al.
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Text

Hintergrund: Gut ausgebildete, gesunde und motivierte Beschäftigte, die ein neues Bewusstsein im Umgang mit psychischen Belastungen auf verschiedenen Wirkungsebenen entwickeln, sind für eine hochwertige Patientenversorgung und zur Fachkräftesicherung nötig. Dazu sind in zwei Krankenhäusern zur Förderung der Resilienz neben dreitägigen Seminaren für interessierte Beschäftigte auch vertiefende, zehntägige Multiplikatoren-Weiterbildungen entwickelt worden.

Fragestellung und Ziel: Kann es einzelnen Beschäftigten, Teams und Organisationen gelingen, durch Qualifizierungsmaßnahmen die Resilienzfähigkeit zu steigern? Das Ziel der Evaluation ist es zu klären, ob Qualifizierungsmaßnahmen die Widerstandskraft der Beschäftigten gegenüber schwierigen Situationen stärken.

Methode: Auf der Grundlage einer umfassenden, internationalen Literaturrecherche zum Resilienzbegriff mit Bezug zum Krankenhaus-Setting wurde eine formative und summative Evaluation durchgeführt. Dazu fanden zehn leitfadengestützte Fokusgruppen-Interviews mit den Qualifizierungs-Teilnehmenden statt. Summativ wurden die Maßnahmen durch ein multizentrisches Prä-Post-Kontrollgruppen-Design mit mehreren Messzeitpunkten in Bezug auf individuelle, teambezogene und organisationale Ebene untersucht. Neben einer Kontrollgruppe (n=73) wurden sowohl die Teilnehmenden der Resilienzseminare (n=131) als auch die Teilnehmenden an den vertiefenden Multiplikatoren-Weiterbildungen (n=20) mit einem schriftlichen Fragebogen (t0 vor Seminarbeginn, t1 am Ende der Maßnahme, t2 ca. sechs Monate nach Abschluss) befragt.

Ergebnisse: Die Analyse der Stichprobenzusammensetzung zeigt, dass die Resilienzwerte der Weiterbildungs- und Kontrollgruppe positiver sind als die der Seminarteilnehmenden. Die organisationale Resilienz wird insgesamt schlechter bewertet. In der Längsschnittbetrachtung kann eine Steigerung der Resilienzwerte durch die Qualifizierung beobachtet werden. In den Fokusgruppeninterviews werden als hinderliche Faktoren für resilientes Verhalten insbesondere eine fehlende Wertschätzung durch Vorgesetzte und eine verbesserungsfähige Kommunikation angegeben.

Diskussion: Aus der Analyse sind drei wesentliche Ansatzpunkte abzuleiten:

1.
Seminarteilnehmende leiden eher unter Belastungen und versprechen sich vom Seminar positive Anregungen.
2.
Die Wirksamkeit der Multiplikatoren-Weiterbildung ist abhängig von den Rahmenbedingungen, ihren Entscheidungsspielräumen sowie der Einbindung der Führungskräfte.
3.
Besonderes Potential zur Stärkung der Resilienz liegt in der Organisationsebene. Anforderungen an das Unternehmen wurden formuliert, die zum einen auf Wertschätzung, Unterstützung und Einbeziehung basieren und zum anderen aus einem breiten Katalog von spezifischen Vorschlägen für Arbeitsbedingungen.

Praktische Implikationen: Die Wirksamkeit von Qualifizierungsmaßnahmen hin zu einer gesunden Führungs- und Resilienzkultur ist abhängig von den strukturellen Bedingungen, der Einbindung der Leitungskräfte, einer systematischen Erfassung und Bearbeitung der Bedarfe der Beschäftigten sowie den Gestaltungsspielräumen der Multiplikatoren.