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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

User-centered Design (UCD) Ansatz in der Entwicklung eines Tablet-basierten e-Coaches für geriatrische Patienten in Rehabilitationseinrichtungen zur langfristigen Verbesserung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens

Meeting Abstract

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  • Lisa Happe - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, FK VI, Department für Versorgungsforschung, Abteilung für Assistenzsysteme und Medizintechnik, Oldenburg, Deutschland
  • Andreas Hein - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, FK VI, Department für Versorgungsforschung, Abteilung für Assistenzsysteme und Medizintechnik, Oldenburg, Deutschland
  • Rebecca Diekmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, FK VI, Department für Versorgungsforschung, Abteilung für Assistenzsysteme und Medizintechnik, Oldenburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf278

doi: 10.3205/20dkvf278, urn:nbn:de:0183-20dkvf2786

Published: September 25, 2020

© 2020 Happe et al.
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Hintergrund und Forschungsstand: Vor einem Reha-Aufenthalt haben geriatrische Patienten oft immobile Phasen, die mit einem pathologischen Verlust von Muskelkraft und -masse einhergehen, oft liegt ein starker Gewichtsverlust durch unzureichende Nahrungsaufnahme zugrunde, was Mobilitätsprobleme zur Folge hat. Die Reha zielt auf die Vermittlung von Strategien für die Optimierung des Mobilitäts- und Ernährungsverhaltens ab, eine langfristige Beibehaltung dieser Verhaltensweisen bleibt häufig aus. Internationale Studien zeigen positive Effekte auf die nachhaltige Verbesserung des Bewegungsverhaltens bei gesunden Senioren durch Nutzung mobiler Anwendungen (Apps). Vergleichbare Apps unter Einbeziehung von Ernährungsthemen für die Verwendung durch, zumeist akut belastete und in ihren physischen Fähigkeiten eingeschränkten, Reha-Patienten (≥70 Jahre) liegen jedoch in deutscher Sprache nicht vor. Erfahrung mit der Handhabung neuer Technologien kann seitens der Patienten kaum erwartet werden, was die Entwicklung einer App vor besondere Herausforderungen stellt.

Zielsetzung: Ziel dieser Studie ist es Module für eine App mit Hilfe der Methoden des User-centered Design (UCD) so zu gestalten, zu testen und iterativ zu optimieren, dass vulnerablere geriatrische Reha-Patienten (70+) einen Zugang zur Anwendung entwickeln.

Methode: Gemäß UCD wurde der Nutzungskontext durch Fokusgruppeninterviews (09–11/2019) in einer geriatrischen Rehabilitationseinrichtung mit Patienten (≥70 Jahre), Angehörigen und Experten (Physiotherapeuten und Ernährungsberatern) untersucht. Diese wurden aufgezeichnet, transkribiert und inhaltsanalytisch nach Kuckartz ausgewertet. Die Nutzererfordernisse wurden anhand der qualitativen Daten spezifiziert und in Nutzungsanforderungen, in Form von Modulen, überführt. Mit Adobe XD wurden die Anforderungen umgesetzt und eine initiale Version für ein Android Tablet erstellt. Eine Usability-Testung dieser Module soll in einer geriatrischen Rehabilitationseinrichtung mit Patienten erfolgen.

Ergebnisse: Drei Fokusgruppengespräche mit Patienten und Angehörigen (n= 17, 65% weiblich, 53% Alterskategorie 80-84 Jahre) und eine Fokusgruppe mit zwei Ernährungsberaterinnen und einer Physiotherapeutin wurden durchgeführt. Die Äußerungen der Patienten zeigen, dass besonders die Themen Gewichtsverlust im Alter und Trinkmenge mit Fehlannahmen belastet sind. Fünf Hauptthemen zu Ernährung und Bewegung wurden identifiziert, die als Module umgesetzt wurden. Die Modulinhalte wurden, mit Fokus auf die spezifischen Bedürfnisse älterer Menschen als Zielgruppe, visualisiert. Daten zur Usability-Testung liegen aktuell noch nicht vor.

Diskussion: Relevante Themengebiete und Ansätze zur Gestaltung einer App für ältere Reha-Patienten wurden identifiziert und umgesetzt. Die Ergebnisse der Usability- Testung können Hinweise liefern, ob sich eine App auf einem Tablet-PC bei dieser Zielgruppe, mit einer vermutlich geringen Technikaffinität, anwenden lässt und welche Aspekte bei der Entwicklung besonders beachtet werden müssen.

Praktische Implikationen: Die praktische Anwendbarkeit der App im Versorgungsalltag soll in einem nächsten Schritt untersucht werden.