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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Gestaltung Digitaler Gesundheitsanwendungen zur Verringerung von sozialer Ungleichheit in der Versorgung während der Schwangerschaft – Ein Scoping Review

Meeting Abstract

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  • Mirjam Peters - Insitut für Angewandte Gesundheitsforschung, Hochschule für Gesundheit, Bochum, Deutschland
  • Ute Lange - Insitut für Angewandte Gesundheitsforschung, Hochschule für Gesundheit, Bochum, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf275

doi: 10.3205/20dkvf275, urn:nbn:de:0183-20dkvf2754

Published: September 25, 2020

© 2020 Peters et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: In der Aufbruchsstimmung rund um Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) ist häufig das Versprechen enthalten, dass DiGA allen Menschen gleichermaßen zur Verfügung stehen und so zu mehr sozialer Gerechtigkeit führen. Die Forschung weist jedoch darauf hin, dass soziale Ungleichheit in der Versorgung durch die Digitalisierung eher verstärkt wird (auch Digital Divide) [1]. DiGA, die dem Digital Divide entgegenwirken, könnten möglicherweise Lücken überbrücken, die aktuell in der analogen Versorgung Schwangerer bestehen und von denen vor allem sozioökonomisch benachteilige Familien betroffen sind [2].

Fragestellung und Zielsetzung: Wie müssen DiGAs gestaltet werden, um dem Digital Divide in der Schwangerschaft entgegen zu wirken? Ergebnisse können ebenfalls für DiGAs in anderen Bereichen von Bedeutung sein.

Methode oder Hypothese: Zwischen Januar und März 2020 wurde ein Scoping Review entsprechend der PRIMSA-ScR Guidelines durchgeführt. Dabei wurden drei Datenbanken durchsucht. Ein Snowballing wurde durchgeführt. Artikel, die sich entweder auf die Verringerung des Digital Divides bei DiGA im Allgemeinen oder auf die Schwangerschaft bezogen wurden eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden Studien, die nicht in englischer oder deutscher Sprache verfasst wurden. Die eingeschlossenen Studien werden in Hinblick auf Hinweise zur Gestaltung von DiGAs analysiert und die Studienqualität nach Art der Methodik bewertet.

Ergebnisse: 415 Artikel wurden gefunden und 82 Doubletten entfernt. In das Volltextscreening wurden 38 Studien eingeschlossen. Vorläufige Ergebnisse: Viele empirische Studien bedienen sich bei der Erstellung von DiGA einem partizipatorischen Design. Zur Analyse von bestehenden DiGA werden häufig Frameworks zu sozialen Unterschieden in der analogen Versorgung auf DiGA übertragen. Bei der Erstellung von DiGA sollten zunächst relevante vulnerable Faktoren identifiziert werden (z.B.: Bildung, Coping Strategien, LGBTQI, Sprache, geografische Umgebung) und die DiGA explizit auf diese abgestimmt werden, dabei sollten die Ebenen: Access, Use und Outcome beachtet werden und sowohl Design, Usability, Komplexität der Anwendung, Funktionalitäten, Privatsphäre Einstellungen, Machine Learning Elemente als auch Text- und Bildbausteine berücksichtig werden.

Diskussion: Die vorläufige Analyse zeigt, dass sich die Forschung und die Forschungsmethoden zu diesem Thema noch in einem Frühstadium befinden. Zudem sind noch wenig Anreize für die Erstellung von DiGA für vulnerable Zielgruppen vorhanden, da diese bisher überwiegend über den dritten Gesundheitsmarkt finanziert werden.

Praktische Implikationen: Bei der Erstellung oder Evaluation einer DiGA sollte der aktuelle Forschungsstand zum Digital Divide beachtet werden.


Literatur

1.
Were MC, Sinha C, Catalani C. A systematic approach to equity assessment for digital health interventions: case example of mobile personal health records. J Am Med Inform Assoc. 2019 Aug;26(8-9):884-890. DOI: 10.1093/jamia/ocz071 External link
2.
Peters M, Schäfers R. Quantitative Studie zur geburtshilflichen Versorgung durch Hebammen – HebAB.NRW: Die Perspektive der Mütter. In: Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 4. Internationale Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi). Mainz, 16.-16.02.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dghwiP25. DOI: 10.3205/18dghwi31 External link