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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Subjektive Patientensicherheit: Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung in Deutschland zum Themenfeld „Patientensicherheit“

Meeting Abstract

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  • Hardy Müller - Techniker Krankenkasse, Hamburg, Deutschland
  • Peter Wendt - Techniker Krankenkasse, Hamburg, Deutschland
  • David Schwappach - Stiftung Patientensicherheit Schweiz, Schweiz

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf241

doi: 10.3205/20dkvf241, urn:nbn:de:0183-20dkvf2411

Published: September 25, 2020

© 2020 Müller et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Unerwünschte Ereignisse im Rahmen der medizinischen Versorgung nehmen wesentlichen Einfluss auf die Qualität der Gesundheitsversorgung. Im stationären Bereich werden jährlich in Deutschland mindesten 20.000 vermeidbare Todesfälle kalkuliert (APS Weißbuch 2018). Verbesserungen der Situation sind vor allem auch durch den Einbezug der Bevölkerung in die Maßnahmen zum Ausbau der Patientensicherheit zu erreichen. Zu den Erwartungen an eine sichere Behandlung existieren (inter)national verschieden Befragungen (Eurobarometer, Commonwealth Funds, RKI).

Fragestellung und Zielsetzung: Wie sind aktuell Meinungen, Wissen und Einstellungen der Bevölkerung in Deutschland zum Thema Patientensicherheit ausgeprägt? Mit den Erkenntnissen sollen weitere Aktivitäten zum Ausbau der Patientensicherheit identifiziert oder optimiert werden.

Methode oder Hypothese:

  • Computergestützte Telefoninterviews (CATI) anhand eines strukturierten Fragebogens
  • Untersuchungszeitraum: 29. Oktober bis 15. November 2019
  • Grundgesamtheit: Die in Privathaushalten lebenden deutschsprachigen Personen ab 18 Jahre
  • Auswahlverfahren: Systematische Zufallsauswahl
  • Stichprobengröße: 1.000 Befragte
  • Gewichtung: Gewichtung der Personenstichprobe nach Region, Geschlecht x Alter und Bildung

Ergebnisse: 24 Prozent der Befragten schätzen sich selbst als Opfer eines Fehlers bei medizinischen Behandlungen ein.

45% halten es für sehr/ziemlich wahrscheinlich dass Patienten im Krankenhaus zu Schaden kommen. Im ambulanten Bereich beträgt dieser Wert 39%.

Als Adressaten nach einem vermuteten Behandlungsfehlerfall würden zunächst andere Ärzte (81%), die Krankenkasse (77%), der behandelnde Arzt/Krankenhaus (77%), Anwälte (67%), Patientenberatungsstelle (64%), Ärzteverbände (45%) und zuletzt Verbraucherberatungsstellen (38%) gesehen. Das tatsächliche Handeln nach einem (vermuteten) medizinischen Fehler zeigt hingegen ein anderes Bild. Kontaktiert wurden nur andere Ärzte (43%), die Krankenversicherung (19%) und auch der behandelnden Arzt (68%).

54% der Befragte fühlen sich sehr gut oder gut über das Thema Patientensicherheit informiert, 32% weniger gut und 11% gar nicht informiert.

Diskussion: Patientensicherheit ist für die Befragten im ambulanten und stationären Setting relevant und persönlich erlebbar. Die Ergebnisse belegen, dass Informationen zum Thema PS hilfreich sind. Es zeigt sich, dass Beratungsangebote im tatsächlichen Bedarfsfall zu wenig greifen. Es stellt sich die Frage nach der Nutzerorientierung dieser Angebote.

Praktische Implikationen: Konsequenzen für Behandlungsfehlermanagement und Präventionsstrategien im Themenfeld Patientensicherheit. Die Fortschreibung der Erhebung im Sinne eines Monitorings ist wünschenswert.