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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Wie wirken sich Alkohol- und Tabakkonsum auf die Entwicklung einer Depression im Alter aus? Ergebnisse einer quantitativen Untersuchung hochaltriger Frauen und Männer

Meeting Abstract

  • Janine Quittschalle - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland
  • Alexander Pabst - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland
  • Margrit Löbner - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland
  • Kathrin Heser - Universitätsklinik Bonn, Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie, Bonn, Deutschland
  • Michael Wagner - Universitätsklinik Bonn, Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen und Gerontopsychiatrie, Bonn, Deutschland
  • André Hajek - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Hamburg, Deutschland
  • Hans-Helmut König - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Hamburg, Deutschland
  • Melanie Luppa - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland
  • Steffi G. Riedel-Heller - Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf186

doi: 10.3205/20dkvf186, urn:nbn:de:0183-20dkvf1866

Published: September 25, 2020

© 2020 Quittschalle et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Depressionen sind im höheren Lebensalter häufig. Lebensstilfaktoren wie der Konsum von Alkohol oder Tabak stellen potentielle Risikofaktoren für eine Vielzahl an Erkrankungen und Beeinträchtigungen dar, so auch für die Entwicklung depressiver Symptome. Sowohl im Alkohol- und Tabakkonsum als auch in der depressiven Symptomatik zeigen sich dabei deutliche Geschlechtsunterschiede.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Studie ist es, den Einfluss des Lebensstils auf die Entwicklung depressiver Symptome bei hochaltrigen (75+) Frauen und Männern im Zeitverlauf zu untersuchen und geschlechtsspezifische Merkmale zu identifizieren.

Methode oder Hypothese: Vorgestellt werden die Ergebnisse einer quantitativen, längsschnittlichen Analyse mit gepoolten selbst-berichteten Daten aus zwei großen deutschen Alterskohorten (AgeDifferent.De) mit N=3724 älteren Menschen zwischen 75 und 99 Jahren (Frauen N=2469/Männer N=1255). Es wurde ein harmonisierter Depressionsscore auf der Basis der Allgemeine Depressionsskala (ADS) (LEILA 75+) und Geriatrische Depressionsskala (GDS-15) (AgeCoDe) zur vereinheitlichten Messung der Depressionsschwere beider Kohortenstudien verwendet. Der Substanzkonsum (Alkohol/Tabak) wurde mit Fragen zum aktuellen Konsum sowie zur Konsummenge einer jeder Substanz erhoben. Es wurden deskriptive und inferenzstatistische Analysen sowie multivariate Regressionsmodelle (Mixed-Models) für die Gesamtstichprobe durchgeführt. Zusätzlich wurden separate Modelle für Frauen und Männer gerechnet.

Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen der Prävalenz des Substanzkonsums und der Depressionsschwere. Tabakkonsum ist unabhängig vom Geschlecht ein Risikofaktor für die Entwicklung von depressiven Symptomen. Andererseits scheint geringer/moderater Alkoholkonsum eine schützende Wirkung zu haben, insbesondere bei Männern. Darüber hinaus ist ein Interaktionseffekt zwischen Alkohol- und Tabakkonsum bei Männern, nicht aber bei Frauen zu beobachten.

Diskussion: Diese Studie liefert erstmalig Daten zum Einfluss von Lebensstilfaktoren (Alkohol- und Tabakkonsum) auf die Entwicklung depressiver Symptome im höheren Alter in Deutschland. Es zeigt sich ein geschlechtsspezifischer Zusammenhang, insbesondere beim Alkoholkonsum.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse tragen zu einem besseren Verständnis der Entstehung von altersbedingten Depressionen und deren Prävention und Behandlung bei.