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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Wirksamkeit bewegungstherapeutischer Nachsorgeangebote in der kardiologischen Rehabilitation

Meeting Abstract

  • Lars Gabrys - Fachhochschule für Sport und Management Potsdam (FHSMP), Gesundheitssport und Prävention, Potsdam, Deutschland
  • Johannes Soff - Hochschule für Gesundheit (hsg), Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Bochum, Deutschland
  • Christian Thiel - Hochschule für Gesundheit (hsg), Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Bochum, Deutschland
  • Enno Swart - Otto von Guericke Universität, Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG), Magdeburg, Deutschland
  • Christian Schmidt - Robert Koch-Institut, Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
  • Dirk Peschke - Hochschule für Gesundheit (hsg), Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Bochum, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf163

doi: 10.3205/20dkvf163, urn:nbn:de:0183-20dkvf1631

Published: September 25, 2020

© 2020 Gabrys et al.
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Text

Hintergrund: Das deutsche Gesundheits- und Versorgungssystem bietet für Personen mit kardiovaskulären Erkrankungen die Möglichkeit, Maßnahmen zur kardiologischen Rehabilitation in Anspruch zu nehmen. Inhalte und Ziele der kardiologischen Rehabilitation sind u. a. die psychische Krankheitsverarbeitung, die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit sowie die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Bewegungs- und Sporttherapie ist ein elementarer Bestandteil der kardiologischen Rehabilitation. Zur Sicherung des Rehabilitationserfolgs und zur Stabilisierung der angestoßenen Lebensstiländerung kann der Rehabilitand anschließend Nachsorgeangebote wahrnehmen, wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind. Rehabilitationssport ist hierbei mit über 50% die dominierende Nachsorgeform.

Fragestellung und Zielsetzung: Internationale Untersuchungen belegen einen positiven Effekt bewegungstherapeutischer Nachsorgekonzepte in der kardiologischen Rehabilitation auf Mortalitäts- und Rehospitalisierungsraten. Ziel der Arbeit ist es, erstmalig für das deutsche Gesundheitssystem, bewegungstherapeutische Nachsorgeangebote systematisch in Bezug auf ihre Wirksamkeit im realen Versorgungskontext zu evaluieren.

Methode oder Hypothese: Die Analysen werden mit dem Scientific Use File (SUF) „Abgeschlossene Rehabilitationen 2008–2015“ der Deutschen Rentenversicherung (DRV) durchgeführt. In die Analyse werden alle Rehabilitanden mit einer ischämischen Herzkrankheit (I20.–I25.) als Erstbehandlungsdiagnose und einer regulär beendeten Anschlussrehabilitation (AHB) bzw. Heilverfahren (HV) im Jahr 2008 eingeschlossen. Zu jeder regulär beendeten Rehabilitationsleistung wird erfasst, ob eine Reha-Nachsorge in Anspruch genommen wurde. In Zeitreihenanalysen (2008-2015) wird der Zusammenhang von Reha-Nachsorge und Sterblichkeit, erneuter Rehabilitation aufgrund eines kardiologischen Ereignisses und AU-Tagen untersucht.

Es wird erwartet, dass Personen, die an einem bewegungstherapeutischen Nachsorgeprogramm teilnehmen geringere Mortalitäts- und Rehospitalisierungsraten sowie weniger AU-Tage aufgrund kardiovaskulärer Erkrankungen aufweisen als Patienten, die keine Maßnahmen wahrnehmen.

Ergebnisse: Erste Ergebnisse zeigen im Jahr 2008 Verordnungsraten bewegungstherapeutischer Nachsorgeangebote von 61,7% bei männlichen und von 61,5% bei weiblichen Rehabilitanden. Die tatsächliche Inanspruchnahme weicht hiervon mit 12,1% bei den Männern und 16,1% bei den Frauen deutlich ab. Analysen zu Mortalität, Rehospitalisierungsraten und AU-Tagen werden momentan durchgeführt und liegen voraussichtlich bis Juli 2020 vor.

Diskussion: Trotz einem eindeutig belegten Nutzen (Efficacy) von Bewegung und körperlichem Training in der kardiologischen Therapie und Rehabilitation, findet eine systematische Evaluierung in der Versorgungspraxis (Effectiveness) bisher unzureichend statt. Der vorliegende Beitrag kann einen wichtigen Beitrag zur Nutzenbewertung bewegungstherapeutischer Nachsorgekonzepte in der Gesundheitsversorgung liefern. Basierend auf den Ergebnissen können Zugangswege ggf. neu strukturiert oder nachhaltiger gestaltet werden.