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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Partizipative Entscheidungsfindung in der Krebsversorgung: Prozessevaluation einer cluster-randomisierten Implementierungsstudie

Meeting Abstract

  • Pola Hahlweg - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Center for Health Care Research, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Anja Lindig - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Center for Health Care Research, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Wiebke Frerichs - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Center for Health Care Research, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Jördis Zill - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Center for Health Care Research, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Isabelle Scholl - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Center for Health Care Research, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf128

doi: 10.3205/20dkvf128, urn:nbn:de:0183-20dkvf1280

Published: September 25, 2020

© 2020 Hahlweg et al.
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Text

Hintergrund: Partizipative Entscheidungsfindung (PEF, engl. shared-decision making) ist in der Krebsversorgung besonders wichtig und wird von einem Großteil der Patientinnen und Patienten gewünscht, jedoch in der Routineversorgung bisher kaum umgesetzt. Für die Interpretation von Implementierungsstudien ist eine sorgfältige Prozessevaluation unerlässlich.

Fragestellung: Durch die Prozessevaluation soll folgende Fragestellung beantwortet werden: Wie lässt sich ein Implementierungsprogramm zur Förderung der PEF in der onkologischen Routineversorgung umsetzen?

Methoden: Im Rahmen einer dreijährigen DFG-geförderten cluster-randomisierten PEF-Implementierungsstudie in der onkologischen Routineversorgung berichten wir vorläufige Ergebnisse der qualitativen und quantitativen Prozessevaluation. Das Implementierungsprogramm besteht aus sechs Bausteinen (Behandlerschulungen, individuelle Coachings, Entscheidungsmaterialien, Patientenaktivierung, Reflexionstreffen zu Tumorboards, Überarbeitung der Qualitätsmanagementdokumente). Die qualitativen Daten beinhalten Interviews mit Empfängerinnen und Empfängern des Implementierungsprogramms sowie Feldnotizen durch das Studienteam. Die quantitativen Daten beschreiben die Reichweite (engl. reach) sowie die Umsetzungstreue (engl. fidelity) der Implementierungsbausteine. Die Auswertung erfolgt mittels qualitativer Inhaltsanalyse und deskriptiver Statistik.

Ergebnisse: Im Januar 2020 wurde die dritte von insgesamt drei Implementierungsphase abgeschlossen. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass abhängig von der Klinik ca. 40–80% der Ärzteschaft und ca. 30–70% der Pflegefachkräfte an den Behandlerschulungen teilnahmen. Förderliche Faktoren waren unter anderem Unterstützung durch Leitungspersonen sowie die Angliederung der Schulung an regulär stattfindende Besprechungen. Barrieren waren beispielsweise konfligierende Dienstaufgaben und Arbeitskräftemangel. Ca. 45–60% der Ärztinnen und Ärzte nahmen an mindestens einem individuellen Coaching teil. Teils kam es zu Abweichungen im geplanten Zeitablauf sowie der geplanten Dosis. Informationsmaterialien, Entscheidungshilfen und Materialien zur Patientenaktivierung wurden in allen Bereichen der Klinik verteilt. Die Überarbeitung der Qualitätsmanagementdokumente und Reflexion der Tumorboardsitzungen auf Organisationsebene benötigte teils mehr Zeit als die jeweilige Implementierungsphase vorsah. Finale Ergebnisse werden auf dem Kongress präsentiert.

Diskussion und praktische Implikationen: Diese umfangreiche Prozessevaluation liefert belastbare Einblicke dazu, wie ein umfassendes Implementierungsprogramm zur Förderung von PEF in onkologischen Spitzenzentren in Deutschland umgesetzt werden kann. Obwohl sich insgesamt eine gute Umsetzbarkeit der Implementierungsbausteine zeigte, waren einige Anpassungen im Vergleich zum Studienprotokoll notwendig. Es wird sich in der Ergebnisevaluation zeigen, ob die Reichweite (reach) hinreichend war, um PEF zu fördern.