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Nutzung von Mock-ups im Co-Design-Prozess der partizipativen Entwicklung einer stationären elektronischen Patient*innenakte für die pädiatrische Palliativversorgung – ein Erfahrungsbericht
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Published: | September 25, 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Das Einbeziehen von Nutzer*innen in die Softwareentwicklung mittels Co-Design ermöglicht individuelle kreative Lösungen, die an die Bedürfnisse der Nutzer*innen angepasst sind [1]. Im Rahmen der Entwicklung einer elektronischen Patient*innenakte (EPA) in der stationären pädiatrischen Palliativversorgung wurde daher Co-Design als methodisches Vorgehen angewendet. Das Präzisieren von Anforderungen an die EPA erschien im Rahmen des Prozesses besonders für Nutzer*innen (Pflegende, Mediziner*innen, psychosoziale Mitarbeiter*innen) ohne Technologieerfahrung mit EPA problematisch. Zur Unterstützung der Abstraktionsfähigkeit wurde im Rahmen eines Workshops mit Mock-ups gearbeitet. Mock-ups sind Klick-Prototypen, mit denen sich einfache Ansichten einer EPA simulieren lassen.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel war es, im Rahmen des Co-Design-Prozesses Nutzer*innen in die Entwicklung einzubeziehen und mithilfe von Mock-ups die Anforderungserhebung für die EPA zu spezifizieren.
Methode oder Hypothese: Es wurden Fokusgruppeninterviews und Gruppendiskussionen zur Erhebung von Anforderungen an die EPA durchgeführt. Diese wurden digital aufgenommen, transkribiert, analysiert und als User Stories mittels SCRUM formuliert. Hierauf basierend wurden zentrale Ansichten der EPA als Mock-ups mit der Software balsamiq erstellt. Es erfolgte die Darstellung der Medikamentenanordnung, Kurvenansicht, Abbildung psychosozialer Leistungen, Visitendokumentation und Behandlungsprozess. Die Testung der Mock-ups erfolgte in Workshops mit Praktiker*innen, deren Anmerkungen dokumentiert und ausgewertet wurden.
Ergebnisse: Bei der Erstellung der Mock-ups wurde deutlich, dass die Mitglieder des Forschungs- Entwicklungsteam (FE) aufgrund ihrer verschiedenen beruflichen Hintergründe teilweise Diskrepanzen in Bezug auf die Vorstellung von Ansichten hatten. Daher erfolgte die Erstellung iterativ. Praktiker*innen äußerten Anpassungswünsche im Rahmen des Workshops. Für die Darstellung des Behandlungsprozesses wurden Anregungen der Nutzer*innen geäußert, um die Übersichtlichkeit zu verbessern. Außerdem wurden eine gesteigerte erwartete Nützlichkeit und verringerte Skepsis gegenüber der Software geäußert.
Diskussion: Besonders in Projekten im Bereich der Versorgungsforschung eignet sich Co-Design, um Bedarfe von Nutzer*innen zu erfassen. So kann in seltenen Settings eine individuelle Software entwickelt werden, die bei der Implementierung auf große Akzeptanz stößt. Mock-ups ermöglichen hierbei eine Spezifizierung und Zeitersparnis durch die Evaluation in einem frühen Entwicklungsstadium. Offenheit für Innovation und Wertschätzung der Nutzer*innenperspektive sind für den Erfolg der Methode essenziell.
Praktische Implikationen: Die Nutzung von Mock-ups unterstützt das Co-Design durch die verbesserte Kommunikation im FE und die Visualisierung der Ergebnisse für die Praktiker*innen.